Dich vergesse ich nie

Antolin Quiz
von Rachel Ip, Laura Hughes (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 29. September 2021

Dich vergesse ich nie

Für Kinder ist die Welt noch in Ordnung, sagt man. Und damit es so bleibt, tun wir Eltern auch alles, um traurige Themen von ihnen fern zu halten. Doch das ist nicht immer richtig, denn das Leben geht eigene Wege und richtet sich nicht nach unseren Wünschen. Daher sollten wir schon früh mit unseren Kindern über Tod, Abschied und auch Krankheit sprechen. Eine Krankheit, die selbst für uns Erwachsene schwer zu verstehen ist, ist Demenz. Aber Stopp, muss man Kinder überhaupt schon damit belasten?

Kindern Demenz erklären?

Das führt zur Gegenfrage, warum nicht? Warum will man Kinder ausschließen, ihnen das Verhalten von Oma oder Opa nicht erklären, wenn diese von einem Moment auf den anderen ihr Enkelkind vergessen haben? Wenn sie zum wiederholten Male innerhalb kürzester Zeit nach dem Namen des Enkels fragen oder sie nicht mehr wissen, in welcher Schublade das Besteck liegt.
Warum sollte man seine Kinder nicht informieren? Man überfordert sie nicht, wenn man sie behutsam an das Thema Demenz heranführt, im Gegenteil. Kinder spüren es ganz genau, wenn man ihnen etwas verheimlicht. Und das ist für sie schwerer zu verstehen, als eine Erkrankung. Genau aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass es Kinderbücher zum Thema Demenz gibt, die helfen, diese Krankheit zu verstehen und in Folge dessen, die Großeltern zu verstehen. Laura Huges und Rachel Ip legten mit „Dich vergesse ich nie“ ein solches Kinderbuch vor.

Oma und Amelie im Haus der Erinnerungen

Amelies Oma ist sehr vergesslich. Manchmal vergisst sie unwichtige Sachen, manchmal auch wertvolle Dinge. Bei einem Waldspaziergang vergisst Oma den Weg nach Hause. Dafür finden sie und Amelie einen anderen Weg, nämlich den zum Zuhause der Erinnerungen. An diesem magischen Ort wird alles das gesammelt, was man jemals vergessen hat. Verlorene Handschuhe, abgelegte Spielsachen, aber auch wertvolle Erinnerungen an schöne Momente und geliebte Personen. Für jeden gibt es einen eigenen Raum. Omas Raum ist ganz schön voll mit all den Dingen, die sie in letzter Zeit vergessen hat. Amelie und Oma durchstöbern diese vergessenen Erinnerungen und entdecken vieles wieder. Doch eines, da ist sich Oma sicher, wird sie nie vergessen: Wie lieb sie Amelie hat!

Dich vergesse ich nie

Magisch und poetisch erzählt

Einfühlsam und kindgerecht nähert sich Laura Hughes diesem schweren Thema. Sie findet klare und poetische Worte, um diese schwere Krankheit behutsam zu vermitteln. Dafür bedient sie sich der kindlichen Fantasie und lässt Großmutter und Enkelin an einen magischen Ort wandern, dem Zuhause der Erinnerungen. Dieses Zuhause kann man mit einem Fotoalbum, mit einem Erinnerungsbuch gleichsetzen. Denn wie ein solches, sind hier die Stationen aus Omas Leben eingefangen und festgehalten. Sie flattern wie Schmetterlinge umher und man braucht nur vorsichtig nach ihnen greifen, schon kann man sie erneut erleben. Der Besuch von Oma und Amelie im Zuhause der Erinnerungen erinnert an das Durchblättern alter Fotobücher, deren Seiten durch feines Spinnennetzpapier geschützt werden.
Mit diesem Bilderbuch kann man Kinder behutsam an das Thema Demenz heranführen. Man kann ihnen erklären, dass die Erinnerungen noch da sind, nur eben hinter Türen verborgen, die sich schwer oder gar nicht mehr öffnen lassen. Im Anschluss an die Geschichte gibt es hilfreiche Infos und Tipps für den Umgang mit Demenz, für das Zusammensein von betroffenen Großeltern mit ihren Enkelkindern.
So poetisch wie die Geschichte präsentieren sich auch Rachel Ips Illustrationen. Sie setzte auf frische, fröhliche Farben, die dem Thema seine Traurigkeit nehmen. Einige Motive wirken fragil und hauchdünn, wie es die Erinnerungen Demenzkranker sind. Diese Zeichnungen zusammen mit der Erzählung spenden der Leserschaft Trost und machen Mut.

Dich vergesse ich nie

Es ist sicherlich nicht einfach, mit seinem Kind über Demenz zu sprechen. Laura Huges und Rachel Ip wollen dabei helfen und präsentieren ein poetisch und gefühlvoll erzähltes Bilderbuch. In diesem nähern sie sich kindgerecht der Krankheit und spenden gleichzeitig Trost.

Details

  • Originaltitel:
    The Forgettery
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    06/2021
  • Umfang:
    32 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    4 Jahre
  • ISBN 13:
    9783473461349
  • Preis (D):
    14,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gefühl:
  • Illustration:

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