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Nicht jedes Kind wächst behütet auf. Viel zu viele Kinder müssen schon früh lernen, für sich selbst zu sorgen. Fehlende Stabilität im Elternhaus führt auch dazu, dass Kinder die Rollen tauschen und die Aufgaben ihrer Eltern übernehmen. Auch Jana kommt aus einer Familie, die so einige Probleme zu stemmen hat.

Auf sich selbst gestellt

Tatsächlich besteht ihre Familie aktuell nur aus Jana und ihrem spielsüchtigen und viel zu fetten Vater. Ihre Mutter sitzt seit fünf Jahren in den USA im Gefängnis und außer regelmäßigen Gesprächen verbindet Jana nichts mehr mit ihr. Dafür muss sie sich umso mehr um ihren Vater kümmern. Der hat sich völlig in sein Computerspiel und die dort vorhandene Spielwelt verloren. Immer wieder redet er vom großen Durchbruch, der ihm Geld bringen und alles besser machen wird. Denn gut läuft derzeit gar nichts. Das Geld ist knapp, reicht kaum bis zum Monatsende und mit dem wenigen versteht Janas Vater nicht umzugehen. Da nützen auch die Ratschläge der Sozialarbeiterin nichts, die immer wieder versucht, den Vater zu mehr Verantwortung zu ermahnen. Doch was sie sagt, versickert im Sand und kaum hat sie die Wohnung verlassen, kehrt der Vater wieder in seine alten Muster zurück, die zwischen Computerspiel, der nächsten Packung Donuts und Fast Food liegen. Jana bemüht sich unterdessen, den Schein zu wahren. Sie verzichtet, überlegt, wo sie das nächste Essen kostengünstig her bekommt und meistert auch noch den Schulalltag. Der ist geprägt von Einsamkeit und Mobbing innerhalb der Klasse. Der Lehrer steht dem hilflos gegenüber und glaubt, mit seinen gutgemeinten Projekten etwas zu bewirken. Tut er auch, doch leider nicht gut für Jana. Als Aleena, ein Flüchtlingsmädchen, in die Klasse kommt, schöpft Jana Hoffnung. Vielleicht können die beiden Freundinnen werden? Doch eine dumme Äußerung von ihr macht alles kaputt und Klassenqueen Julia nutzt die Gunst der Stunde. Ihr Geburtstag steht bevor und auf ihrer großen Party will sie Jana und Aleena so richtig vorführen.

Wenn Kinder die Rolle von Erwachsenen übernehmen

Wie tief kann eine Handlung nach unten ziehen, bevor es endlich aufwärtsgeht? Wie viel Kummer und Leid muss ein Mädchen erfahren, bis ihr endlich geholfen wird, in diesem Fall Jana? Denn zu behaupten, ihre derzeitige Situation wäre schlimm, ist noch untertrieben. Das instabile Elternhaus macht Jana schwer zu schaffen. In der Schule und vor der Sozialarbeiterin verstellt sich Jana, so gut sie kann. Von der Mutter weiß keines der Kinder in der Klasse, über den „Nilpferdpapa“ lachen sie alle. Der Sozialarbeiterin gaukelt Jana vor, gut mit dem Geld über die Runden zu kommen, dabei zeichnet sich schon zur Monatsmitte ab, dass es sich nicht ausgehen wird. Jana versorgt ihren Vater, verzichtet selbst auf das Notwendigste, damit er sich seine Spielereien leisten kann. Sie übernimmt die Verantwortung, die eigentlich er tragen müsste. Es ist eine verkehrte Welt, die Autorin Rachel van Kooij hier beschreibt, und zugleich die Darstellung einer Lebenswelt, wie sie viele Kinder erleben. Auf berührende und eindrückliche Weise zeigt die Autorin was passiert, wenn die Rollen umgedreht werden. Wenn Kinder die Aufgaben von Erwachsenen übernehmen. Sich Hilfe zu holen, ist für sie keine Option. Zu groß ist die Angst, das Scheitern zu zeigen, zu groß die Sorge, das Elternhaus verlassen zu müssen. Auch bei Jana, die schon oft die Sozialarbeiterin davon hat reden hören, Jana in eine Wohngemeinschaft zu schicken, wenn der Vater keine Verantwortung übernimmt. Damit wird Hilfe holen zu etwas Gefährlichen. Einem Teufelskreis, denn so verstrickt sich das Mädchen in immer mehr Lügen. Doch es gibt auch Hoffnung. Das Lügenkonstrukt, das Jana um sich aufgebaut hat, gerät ins Wanken. Irgendwann kommt dieses eine Problem zu viel und alles stürzt in sich zusammen. Das beruhigt, denn nun ist der Vater gezwungen, endlich Verantwortung übernehmen und es zeichnet sich ab, dass Jana ihre Verantwortung abgeben und endlich wieder Kind sein kann.

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