Ein Geburtstag

Antolin Quiz
von Dois Meißner-Johannknecht, Melanie Kemler
Rezension von Janett Cernohuby | 26. Januar 2009

Ein Geburtstag

Zwischen Zwillingen besteht ein besonderes Band, durch das sie sich mehr verbunden fühlen, als es normale Geschwisterpaare tun. So teilen sie oftmals nicht nur die gleichen Ansichten und Gefühle, auch unter Kinderkrankheiten leiden sie fast gleichzeitig. Dies wurde sogar bei Zwillingen beobachtet, die voneinander getrennt lebten und sich nicht kennen. Stößt einem der beiden etwas zu, eine Krankheit oder Behinderung, ist dies auch für den anderen eine schwere Situation, die ihn mitnimmt und berührt.

Genau davon erzählt das Kinderbuch "Ein Geburtstag" der Autorin Doris Meißner-Johannknecht. Die Geschichte handelt von zwei Brüdern, Zwillingen, die einander so ähnlich und doch verschieden sind. Denn einer von beiden ist schwerstbehindert, der andere kerngesund. Morgen ist ihr Geburtstag, an dem der behinderte Bruder nach Hause zu seinen Eltern kommt. Dort feiern sie gemeinsam, auch wenn er nicht mit ihnen Geburtstagslieder singen und die Kerzen auf dem Kuchen ausblasen wird. Dafür bereitet der gesunde Bruder alles vor. Er legt die große Matratze auf den Boden, steckt die Lieblingskassette in den Recorder und hält auch sein Geburtstagsgeschenk für den Bruder bereit. Gleichzeitig erinnert er sich an all die Jahre, als sie zusammen Weihnachten, die Einschulung und Geburtstage feierten. Dabei fragt er sich immer wieder, warum sein Bruder und nicht er?

"Ein Geburtstag" ist eine sehr bewegende und aufwühlende Geschichte. Es ist keine heitere, ungezwungene Erzählung über eine lustige, aufregende Geburtstagsfeier mit Familie und Freunden, sondern ein aufwühlender Bericht über die Gefühle eines Jungen zu seinem schwerstbehinderten Zwilling. Man begleitet den Jungen bei den Vorbereitungen zu einem besonderen und dennoch sehr stillen Tag. Er lässt uns Teil an seinen Gedanken und Erinnerungen haben, die in zusammenhanglosen Momentaufnahmen dargestellt werden. Den Zusammenhang und Aussage der Geschichte begreift der Leser erst nach und nach. Im gesamten Verlauf der Handlung wird niemals erzählt, dass ein Zwilling unter einer Behinderung leidet, noch an welcher. Auch fallen keine Namen, nur ich und wir heißt es in den kurzen, aber ausdrucksstarken Sätzen.
Auch wenn es sich bei dem vorliegenden Werk um ein Kinderbuch handelt, muss die Bedeutung der Handlung von einem Erwachsenen vermittelt werden. Ohne diese Unterstützung wirkt die Geschichte auf Kinder zu verstörend und anspruchsvoll. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Fragen treten auf, die junge Leser beantwortet haben wollen - sowohl über das behinderte Kind, als auch über den gesunden Bruder und wie dieser sich fühlt.
Die Bilder des Buches, gezeichnet von Melanie Kemmler, unterstreichen sowohl die Hanldung, als auch die Stimmung des Buches. Dabei liegt der Fokus mehr auf der symbolhaften Darstellung der jeweiligs erzählten Episode. Die Farben sind kühl und große, menschenleere Räume vermitteln eine spürbare Distanz zu normalen Familien.

Zusammengefasst ist "Ein Geburtstag" aus der Feder von Doris Meißner-Johannknecht ein sehr bewegendes und emotionales Kinderbuch, welches sich mit der Thematik von behinderten Geschwisterpaaren auseinandersetzt. Für Kinder ist die Erzählung keineswegs heiter und ungezwungen sondern eher bedrückend und aufwühlend. Während des Lesens dieses Buches werden bei Kinder zahlreiche Fragen aufkommen, nicht nur darüber wie sich der nichtbehinderte Bruder fühlt, sondern auch, warum der behinderte Junge nicht zu Hause lebt.

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