Ein Strandtag

von Susanna Mattiangeli, Vessela Nikolova
Rezension von Janett Cernohuby | 16. April 2020

Ein Strandtag

Gibt es etwas schöneres, als einen Sommertag am Strand zu verbringen? Im warmen Sand seine Decke auszubreiten, die Strandmuschel aufzustellen und im Wasser Abkühlung zu finden? Wohl kaum. Alle diese wunderbaren Momente, die man mit einem Tag am Strand verbindet, haben Susanna Mattiangeli und Vessela Nikolova in ihrem Bilderbuch „Ein Strandtag“ auf besondere Weise eingefangen.

Zwischen Sand, Muscheln und Wellen…

…liegt schier endloses Sommervergnügen. Ein kleines Mädchen zeigt es uns. Sie nimmt uns mit an den Strand, wo sie Löcher gräbt, Muscheln sammelt, mit anderen Kindern spielt, andere Leute mal offensichtlich, mal heimlich beobachtet. Um sich nicht zu verlaufen, wirft sie immer mal einen Blick zurück. Zum Sonnenschirm ihrer Familie, der ganz nah am Wasser steht, bei ihrem gebuddelten Loch. Später isst sie ein Käsebrötchen, geht ins Wasser, hat Spaß. Bis die Familie am Abend alles zusammenpackt und nach Hause fährt.

Ein Strandtag

Strandbeobachtungen mit den Augen eines Kindes

„Ein Strandtag“ ist ein faszinierendes Bilderbuch. Es erzählt keine Geschichte einer Familie, die Urlaub am Meer macht. Es erzählt auch nicht die Geschichte eines einzelnen Mädchens, es gibt keinen sich aufbauendem Spannungsbogen, Wendungen oder Höhepunkt. Nein, das Bilderbuch ist vielmehr eine kindliche Bestandsaufnahme eines ganz gewöhnlichen Strandtags mit vielen kleinen Geschichten und kleinen Höhepunkten. Sie zeigen die unterschiedlichen Facetten des Strandlebens, die so typisch, ja fast schon stereotyp dargestellt sind. Denn es ist egal, an welchem Strand man sich aufhält, was uns das kleine Mädchen hier zeigt, kann man an jedem Strand auf der Welt beobachten. Und so begeben wir uns mit dem Mädchen auf Entdeckungstour, werfen dabei natürlich immer einen Blick zurück zum roten Sonnenschirm der Familie. Ist er noch in Sichtweite? Denn am Strand, dass wissen wir elterlichen Mitleser, verläuft man sich schnell. Ja, der Schirm ist noch da, versichert das Mädchen. Also können wir unseren Blick weiter schweifen lassen. Wir sehen (aus kindlicher Perspektive) Füße, Popos und Bäuche. Wir sehen Menschen, die sich sonnen, andere, die am Strand spielen. Wir sehen Duschen, Volleyballspieler und Fußballspieler. Und wir sehen den roten Sonnenschirm - doch halt, wo ist er hin? Plötzlich haben wir ihn aus den Augen verloren und ein ungutes Gefühl macht sich in uns breit. Haben wir uns verlaufen? Aber nein, nur den Blick haben wir verloren, den Blick in die richtige Richtung, denn der rote Sonnenschirm ist zum Glück noch da. Genau wie das gebuddelte Loch.

Ein Strandtag

Alle diese zahlreichen beschriebenen Szenen, die sich in kleinen Bildern aneinanderreihen, erzählen viele einzelne Strandgeschichten. Geschichten, die auch die Leserschaft kennt, die sie im letzten Sommerurlaub selbst erlebt hat. Geschichten, die uns an den eigenen Strandurlaub zurückdenken und in Erinnerungen schwelgen lassen. Eine letzte Ansicht von oben ermöglicht uns eine Aussicht über den gesamten Strand. Jetzt fügen sich alle kleinen Szenen zu einem großen Wimmelbild zusammen. Hier verweilt man noch einmal, beobachtet, sucht und entdeckt.

„Ein Strandtag“ ist ein faszinierendes Bilderbuch, mit einer unaufgeregten, fast schon unscheinbaren Geschichte. Hier wird keine Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen erzählt,   hier bekommen wir - durch die Augen eines Kindes - einen ganz normalen Tag am Strand gezeigt. Mit all seinen Füßen, Popos, Bäuchen, die zu Urlaubern gehören, die sich sonnen, die im Wasser Spaß haben oder sich die Zeit bei anderen Aktivitäten vertreiben. All das sind unspektakuläre Beobachtungen, die aber gerade deswegen ein Bilderbuch voller Leben, voller Sommer und voller Spaß zeigen. Einfach großartig.

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