Heute bin ich wild und böse

von Jutta Richter, Annette Swoboda
Rezension von Janett Cernohuby | 04. Mai 2016

Heute bin ich wild und böse

Die Welt der Gefühle und Empfindungen ist für Kleinkinder groß und verwirrend. Sie bricht über die Jüngsten herein, die dann überfordert sind und natürlich entsprechend reagieren. Helfen kann man ihnen, indem man Verständnis für sie aufbringt und mit kleinen Geschichten zur Seite steht. Alltagsgeschichten, wie sie auch in dem Kleinkinderbuch "Heute bin ich wild und böse" zu finden sind.

Heute ist so ein Tag, an dem alles blöd ist. Nichts will gelingen, die ganze Welt hat sich gegen einen verschworen. Da will ich heute auch nicht nett sein, sondern laut wie ein Löwe. Genauso brüllen und kratzen. Ganz viel Lärm machen, Dinge zertreten und zerschneiden. Türen Knallen und mich auflehnen. Bis der Abend kommt und ich vom Bösesein ganz müde bin und froh darüber, endlich nicht mehr Löwe sein zu müssen.

"Heute bin ich wild und böse" greift wunderbar ein wichtiges Alltagsthema auf: Wut im Bauch. Wir alle haben mal schlechte Laune, groß wie klein. Nur können wir ganz unterschiedlich damit umgehen. Während wir Großen gelernt haben, diesen Gemütszustand zu akzeptieren, zu verstehen und uns einfach grummelnd verkriechen, sind insbesondere Kleinkinder völlig überfordert. Sie verstehen nicht, warum sich manchmal alles gegen sie verschworen hat. Auch begreifen sie nicht, woher die Wut plötzlich kommt und was sie mit ihr tun sollen. Sie ist einfach da. Da hilft es auch nichts, wenn wir Eltern mit guten Ratschlägen und Ermahnungen aufwarten. Viel wichtiger ist es, Kleinkinder aufzufangen, ihnen zu zeigen, dass es okay ist, wenn sie einmal schlechte Laune haben und am liebsten laut brüllen würden. Jutta Richter tut dies mit einer poetischen Geschichte. In ihr wird alles das zum Ausdruck gebracht, was Kinder fühlen. Die Wut, der Wunsch zu rebellieren und sich daneben zu benehmen. In der Geschichte lebt ein kleiner wilder Junge im Löwenkostüm diese Gefühle aus, wird dafür aber nicht gemaßregelt. So zeigt Jutta Richter, dass solche Empfindungen dazugehören, in Ordnung und vor allem nichts Schlimmes sind. Denn spätestens am Abend ist man von all dem Wütend sein müde und will von seinen Eltern in den Arm genommen werden.
Erzählt wird diese bezaubernde Geschichte in melodischer Reimform. Durch diesen Stil nimmt die Autorin dem Thema die Schärfe und Strenge, begegnet ihm also verständnisvoll. Sie versucht nichts abzuschwächen oder einzubremsen, sondern lässt die Wut einfach zu. Um mit dieser umgehen zu lernen, müssen Kinder sie schließlich auch erleben dürfen - so wie der kleine Junge im Buch.
Illustriert wurde dieses von Annette Swoboda. Die erfolgreiche Kinderbuchillustratorin hat das Thema malerisch in ihren Zeichnungen eingefangen. Das laute Wutgebrüll, das Türenknallen, Hosen zerschneiden, Nüsse zerschlagen - indem sie dem kleinen Wüterich bestimmte Gegenstände in die Hand gibt, wird die beschriebene Szenen deutlich und man glaubt, das Wutgebrüll oder den Krach sehen zu können.

Kurz gefasst ist "Heute bin ich wild und böse" ein poetisches und bezauberndes Pappbilderbuch über Wut im Bauch. Autorin Jutta Richter erzählt in melodischen Reimen Kindern ab 24 Monaten, dass auch schlechte Laune manchmal dazugehören kann und Illustratorin Annette Swoboda verdeutlicht dies in tollen Bildern. Zusammen ergeben sie ein einzigartiges Bilderbuch, das ein wichtiges Alltagsthema einmal anders aufgreift.

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Bewertung

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