Code Orestes: Das auserwählte Kind

von Maria Engstrand
Rezension von Janett Cernohuby | 04. Mai 2020

Code Orestes: Das auserwählte Kind

Schon im Altertum haben Menschen Texte verschlüsselt, damit diese nicht von jedermann gelesen werden konnten. So wurden über die Jahrtausende zahlreiche Texte codiert. Freilich hat man die Codes knacken können, doch ganz wichtig dafür ist der Schlüssel. Um Codes und Schlüssel dreht sich auch alles in Maria Engstrands Kinderroman „Code Orestes: Das ausgewählte Kind“, der zudem Auftakt zu einer Trilogie ist.

Das geheimnisvolle Rutenkind

An einem eiskalten, dunklen Abend begegnet die 13-jährige Malin vor ihrem Haus einem seltsamen Mann. Der gibt ihr einen Brief und bittet sie, diesen an das Rutenkind zu übergeben, dass in 100 Tagen in die Nachbarschaft ziehen wird. Als dann tatsächlich ein Junge namens Orestes gegenüber einzieht, platzt Malin vor Neugier. Natürlich hat sie den Brief heimlich gelesen, den Inhalt hat sie allerdings nicht verstanden. Nach anfänglichem Desinteresse, lässt sich Orestes auf den Brief ein, doch genau wie Malin kann auch er nichts mit seinem Inhalt anfangen. Der Brief wurde verschlüsselt. Daher fangen die Kinder an, sich näher mit Codes und Geheimschriften zu beschäftigen. Schritt für Schritt kommen sie weiter, entschlüsseln die Botschaft. Der Brief wurde von Axel Aström verfasst, der vor rund 150 Jahren in der Gegend lebte. Damals sollte um Malins Heimatstadt eine Eisenbahnlinie gebaut werden, was jedoch nicht ohne Hindernisse gelang.
Doch was hat das alles mit dem Brief zu tun? Und welche Rolle kommt dabei Orestes, dem Rutenkind, zu?

Code Orestes: Das auserwählte Kind

Langatmiger Kinderroman

„Code Orestes: Das ausgewählte Kind“ ist der Auftakt zu einer Trilogie. Im ersten Buch geht es, wie auch der Name schon verrät, um Codes. Man erfährt seitenweise Hintergrundinfos über Geheimschriften, ihren Aufbau, ihre Ver- und Entschlüsselungen. Schreibmaschinen und Rechenschieber sind dabei genauso wichtig, wie Verschlüsselungsscheiben. Es wird also sehr mathematisch. Auf der anderen Seiten, als starken Gegensatz, begegnen wir esoterische Themen - Erdenströme, Wünschelruten. Beides passt nicht zusammen, in dieser Geschichte jedoch schon. Irgendwie. Genau das wollen die beiden Kinder Malin und Orestes herausfinden, wie alles zusammenhängt.
Bei diesen beiden Hauptfiguren handelt es sich nicht um das typische Schulkind mit vielen Freunden, nervenden Geschwistern und normalen Eltern. Nein, unsere beiden Protagonisten sind eher Einzelgänger. Malin, die die Ereignisse aus der Ich-Perspektive erzählt, spielt Cello und wohnt aber in einer Gegend, in der es außer ihr (und nun Orestes) keine weiteren Kinder gibt. Ihre Mutter arbeitet in der Computerbranche und muss für einige Wochen nach Japan reisen. Der Vater ist eigentlich Ingenieur, doch seit seinem Herzinfarkt nur noch zuhause. Doch er wirkt gebrechlich, abwesend und mittunter auch depressiv. Malin hat zu ihm keine Verbindung mehr. Seit seiner Krankheit hat sie ihr Vertrauen in seine Verlässlichkeit, seine Fürsorge verloren.
Die zweite Hauptfigur ist Orestes. Auch er ist ein absoluter Einzelgänger, der sich von anderen Kindern fernhält. Sein Erscheinungsbild ist merkwürdig, sein Verhalten kühl und distanziert und vermutlich hätte er nie Kontakt zu Malin aufgenommen, wenn sie ihm nicht den Brief gegeben hätte. Orestes Mutter ist sehr esoterisch veranlagt, was Orestes ziemlich nervt. Nicht zuletzt, weil er sich oft um seine kleine Schwester kümmern muss.

Code Orestes: Das auserwählte Kind

Das Buch bietet also sehr spezielle Charaktere, was grundsätzlich nicht schlecht für eine Geschichte ist. Doch hier sind sie so eigen, dass man kaum mit ihnen warm wird. Man bleibt auf Distanz, kann sich nicht in sie hineinversetzen oder mit ihnen mitfühlen. Doch nicht nur die Figuren sind wenig sympathisch, auch die Stimmung des Buchs vermag einen stellenweise nicht einzufangen. Manchmal verspürt man beim Lesen einen Schauer den Rücken hinablaufen, doch gleich darauf fehlt es wieder an Spannung. Vor allem dann, wenn man sich nicht für Verschlüsselungen und Codes interessiert, muss man sich durch langatmige Erläuterungen lesen. Auch sonst passiert es immer wieder, dass sich die Handlung in seitenweisen Beschreibungen verliert, die keine wesentliche Bedeutung für ihr Voranschreiten haben.

„Code Orestes: Das ausgewählte Kind“ ist der Auftakt zu einer Trilogie mit esoterischem, mythischem Hintergrund. Die Handlung verliert sich Hier und Da in langatmigen Erläuterungen, was die Spannung ausbremst. Daher kann es leider nur als durchschnittlich eingestuft werden, wenngleich die Grundidee hinter dem Plot aufregend klingt.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Kod: Orestes
  • Band:
    1
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2020
  • Umfang:
    384 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    11 Jahre
  • ISBN 13:
    9783958541535
  • Preis (D):
    16,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:

Könnte Ihnen auch gefallen: