Das Wallrass

Antolin Quiz
von Sigrid Eyb-Green
Rezension von Janett Cernohuby | 21. Mai 2021

Das Wallrass

Es braucht nicht viel, um Kinder mit kleinen, schaurigen Erzählungen Angst einzujagen. Ein seltsamer Schatten, ein eigenartiges Geräusch, den Rest übernimmt die kindliche Fantasie. Doch wie so oft kann auch etwas Unheimliches zu etwas Beschützenden werden, wenn man es erst einmal näher kennenlernt. Selbst wenn es nur eine Fantasiegestalt ist.

Dort, wo der See am Dunkelsten ist

Es ist Sommer und zwei Geschwister genießen die Zeit am See. Sie planschen, spritzen, haben Spaß im Wasser. Bis der Große anfängt vom Wallrass zu erzählen, einer schaurigen Gestalt, die tief unten im dunklen See sitzt. Mit seinen Höckern wie ein Dromedar, seinem langen Hals und seinem Schlangenkopf sieht es einfach nur unheimlich aus. Von nun an traut sich der Kleine nicht mehr ins Wasser, höchstens auf der Luftmatratze. Doch als die Geschwister eines Tages mit der Luftmatratze auf dem See sind, Piraten spielen, bringt der Große die Matratze zum Kentern. Der Kleine fällt ins Wasser, an der dunkelsten Stelle. Immer tiefer sinkt er, bis hinab zum Grund. Dort trifft er es, das Wallrass. Doch es ist nicht böse, sondern nimmt ihn vorsichtig auf seinen Rücken und bringt ihn sicher zurück ans Ufer.
Der Große lacht nur, denn das Wallrass gibt es nicht. Das hat er sich nur ausgedacht.
Doch der Kleine weiß es besser…

Das Wallrass

Die Kraft der kindlichen Fantasie

Was ist echt, was ist erfunden? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht und so wird sie sich jeder selbst geben. Die kleinen Geschwister werden vermutlich sagen, das Wallrass ist echt, während die Großen lächelnd vom Gegenteil überzeugt sind. Doch beiden wird klar, worum es in Sigrid Eyb-Greens Bilderbuch geht: um furchteinflößende Ungeheuer, die man erfindet, um seine jüngeren Geschwister zu ärgern, zu foppen und ihnen ein bisschen Angst einzujagen. Von unheimlichen Kreaturen, die in Wahrheit fürsorglich und sanft sind.
Die Geschichte erzählt vom typischen Miteinander unter Geschwistern. Für einen kurzen Moment macht es dem Großen Spaß, doch schnell hat der das Interesse verloren. Nicht so bei den Kleinen. Die machen sich noch lange darüber Gedanken und fürchten sich vor den vermeintlichen Monstern. Der kleine Bruder im Buch kann sich irgendwann von der geschwisterlichen Angstmacherei befreien. Ihm gelingt es, die Furcht in etwas Beschützendes umzuwandeln. Aus dem gefährlichen Monster im See wird eine lebensrettende Fantasiegestalt.
Sigrid Eyb-Green spielt in ihrem Bilderbuch mit Vorstellungen und mit kindlicher Fantasie. Sie erzählt in der dritten Person, betrachtet das Geschehen aus Kinderaugen. Dadurch wird die Handlung für das junge Publikum auch so greifbar und nachvollziehbar. Die begleitenden Illustrationen runden das Buch ab. Die kräftigen hellen und dunklen Farben fangen die Bewegungen des Wassers gekonnt ein. Der plakative Stil lenkt die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche, auf die Brüder, auf den unheimlichen See, auf das geheimnisvolle Wallrass.

Das Wallrass

Sigrid Eyb-Green erzählt mit „Das Wallrass“ eine kraftvolle Sommergeschichte über Badespaß und Geschwisterstreiche und über gefährliche Monster, die in sich als schützende Wasserbewohner herausstellen. Auch, wenn es sie gar nicht gibt.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2021
  • Umfang:
    32 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    4 Jahre
  • ISBN 13:
    9783702659523
  • Preis (D):
    16,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Illustration:

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