Der kleine Dunkelfresser

Antolin Quiz
von Ilka Volz, Julia Dürr (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 12. August 2019

Der kleine Dunkelfresser

Die Angst vor der Dunkelheit gehört zu unseren Urängsten. Sie hat uns Menschen in vergangenen Zeiten davor bewahrt, von gefährlichen Säbelzahntigern überrascht zu werden. Mittlerweile ist das natürlich überflüssig und schon im Kindesalter lernen wir, diese Ängste zu überwinden. Doch Veränderungen im Leben und vor allem gewohnten Alltag von Kindern können diese Ängste plötzlich wieder auf den Plan rufen. So auch bei Leonie, deren Leben sich gerade massiv verändert hat.

Der kleine Dunkelfresser

Tatsächlich hat sich Leonies Leben grundlegend verändert. Ihre Eltern haben sich getrennt und sie ist mit ihrer Mama in eine neue, kleinere Wohnung in einem ganz anderen Stadtteil gezogen. Sie geht von auf eine neue Schule und ihre alten Freunde kann sie nur noch sehr selten sehen. Plötzlich ist sie wieder da, die alte Angst vor der Dunkelheit, die Leonie eigentlich schon lange hinter sich gelassen hat - und für die sie ja auch schon viel zu groß ist. Doch in der neuen Wohnung scheint der dunkle Flur noch dunkler und das Badezimmer unheimlicher. Als sie bei ihrem Opa übernachtet, findet sie auf dessen Dachboden, zwischen alten Erinnerungsstücken, ein seltsames, flauschiges Wesen. Es schnüffelt niedlich und verbreitet in dunklen Räumen einen goldenen Schimmer. Leonie tauft das Wesen auf den Namen Dunkelfresser und nimmt es mit zu sich nach Hause. Von nun an verströmt es in jeder Nacht einen sanften Schimmer und Leonie kann endlich wieder ruhiger schlafen. Dank dem Dunkelfresser gelingt es Leonie ihre Angst zu überwinden und sogar in der neuen Schule Fuß zu fassen.

Der kleine Dunkelfresser

Starke Geschichte über große Kindersorgen

Woher Leonies plötzliche Angst vor der Dunkelheit kommt, ist wohl gut nachvollziehbar. Ihr gewohntes Leben ist aus den Fugen geraten, was ihr vertraut war, ist plötzlich nicht mehr da. Der Vater ist gegangen und auch ihre alten Freunde sind fort. Leonie fühlt sich fremd und einsam - und diese Tatsache ruft die Angst vor der Dunkelheit auf den Plan.
Doch es gibt auch Hilfe. Leonie findet ein flauschiges kleines Wesen, das sie sofort in ihr Herz schließt und wodurch sie es schafft, in ihr neues Leben hineinzufinden. Mit der Zeit merkt Leonie, dass sie das Leuchten des kleinen Dunkelfressers nicht mehr braucht und sie bringt ihren kleinen Freund zurück auf den Dachboden von Opa. Bis zu dieser Stelle glaubt man, Leonie haben einen imaginären Freund gefunden, ein Fantasiewesen, mittels dem sie versucht mit ihrem Leben klar zu kommen. Tatsächlich begegnet uns der Dunkelfresser auch nur in Leonies Zimmer. Sie nimmt ihn nicht mit in die Schule und auch ihre Mutter bemerkt den neuen Mitbewohner nicht. Doch als Leonie ihn zum Großvater zurückbringt und der ihr sagt, dass er den Kleinen schon vermisst hat, verwandelt sich die Fantasievorstellung dann doch in ein echtes Lebewesen, oder?
Dazwischen begleiten wir das Mädchen, wie es versucht, sich an das neue Leben zu gewöhnen. Leonie findet einen neuen Freund, der sie zu neuen Hobbys ermutigt, der sie zu gemeinsamen Aktivitäten einlädt und der ihr am Ende ein großes Geheimnis verrät. Auch zu ihren alten Freunden hält Leonie den Kontakt, trotzdem merkt sie, dass sich diese Freundschaft verändert. Sie lässt ein wenig los und ist somit bereit, sich mehr auf das Neue einzulassen.
Das Buch spricht große Kinderthemen an, mit denen Kinder konfrontiert werden. Dennoch tut es das auf eine feinfühlige, verspielte Weise. Die Geschichte ist mit klaren, direkten Worten erzählt. Nichts wird unterschwellig angedeutet oder umschrieben. Fesselnd und geradlinig breitet sich die Handlung vor den Leser/-innen aus und lädt sie ein, Leonie ein Stück in ihrem neuen Leben zu begleiten.
Damit wir neben der Geschichte auch ein wenig zu sehen bekommen, hat Julia Dürr schlichte, aber aussagekräftige Bilder gezeichnet. Sie zeigen einzelne Momente aus der Erzählung und bieten so einen visuellen Einblick in Leonies Leben.

Der kleine Dunkelfresser

Große Veränderungen im Leben von Kindern können längst überwundene Ängste wieder hervorrufen. Doch mit Zeit, Geduld, Zuspruch und einem kleinen flauschigen Wesen lassen sich solche Ängste auch wieder vertreiben und der Start in ein neues Leben meistern. Zumindest in Ilka Volz Kinderbuch „Der kleine Dunkelfresser“ ist das der Fall. Gefühlvoll, altersgerecht und fesselnd erzählt sie die Geschichte eines kleinen Mädchens, wie es viele davon gibt. Ihre Eltern haben sich getrennt und sie muss sich nun in einem völlig anderen, neuen Leben orientieren. Es ist eine mutmachende Geschichte und eine Geschichte, die allen Kindern gefallen wird - egal ob Scheidungskind, oder nicht.

Details

Bewertung

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