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Unser Alltag ist streng getaktet. Uhrzeiten bestimmen, wann wir wo sein müssen und manchmal scheint selbst die Zeit zum Entspannen streng reglementiert. Vor allem bei uns Erwachsenen. Unsere Kinder schleifen wir da mit. Zeit zum Trödeln gibt es keine, dabei wäre das manchmal nicht verkehrt, um die wichtigen Dinge des Lebens genießen zu können. Doch zum Glück gibt es die Sekundenochs.

Vom Trödeln und Bummel

Wer das sein soll, die Sekundenochs? Das sind winzig kleine Wesen, die tief unter der Erde leben. Sekundenochs müssen weder schlafen noch essen. Alles was sie brauchen, sind Zeit und Trödelei. Richtig gelesen, Trödeln ist für die Sekundenochs überlebenswichtig. Etwas wovon Kinder wie Smilla nur träumen können. Denn ihr Tag ist streng getaktet: Aufstehen, Frühstück, Schule, Trompetenunterricht, Schlafenszeit. Zum Trödeln hat Smilla nie Zeit. Gerade als es mal wieder heißt, sie solle schnell einschlafen, passiert etwas Unglaubliches. Mit einem Rums taucht eine seltsame kleine Metallbox unter ihrem Bett auf. Aus dieser steigt Tjörge aus, ein waschechter Sekundenoch. Er zeigt Smilla, wie man richtig trödelt und bringt ihr seine besten Trödeltricks bei. Smilla genießt es, ihren sonst so strengen Alltag ordentlich durcheinander zu bringen. Bis Omas Geburtstag gekommen ist und Smilla schnell ein Geschenk braucht…

Ein Hoch aufs Trödeln

Witzig und zugleich tiefsinnig erzählt Markus Hennig vom Alltagsstress in Familien und nimmt diesen ordentlich aufs Korn. Dafür brauchte er sich gar nicht so viel ausdenken, denn das, was er hier beschreibt, kennen alle Familien sehr gut. Der Tagesplan ist voll mit Terminen und Aufgaben und selbst die Freizeit ist minutiös verplant. Raum zum Bummeln und Trödeln bleibt kaum. Daher können sich Kinder sehr gut in Smilla hineinversetzen: wenn sie lieber Zeit zum Basteln, statt zum Lernen hätte. Im krassen Gegensatz stehen dazu die kleinen Wesen, die das Trödeln perfektioniert haben. Auch hier brauchte der Autor gar nicht lange nach einer Bezeichnung für sie suchen, denn den Ausruf „Eine Sekunde noch…“ kennen wir wohl alle viel zu gut. Er passt also perfekt für ein kleines Völkchen, dass sich ganz dem Bummeln verschrieben hat.
Und das ist gut, denn manchmal brauchen auch wir Großen genau das: Momente, die sich wie Kaugummi ziehen, die uns zur Ruhe kommen lassen und den Blick für die kleinen, aber nicht weniger wichtigen Dinge des Lebens schärft. Dieses Trödeln wird hier im Buch gefeiert, und zwar in allen Lebenslagen. Dennoch verliert der Autor dabei etwas Wichtiges nicht aus dem Blick: Auch wenn wir manchmal die Bremse ziehen und alles etwas ruhiger angehen sollten, gibt es Momente, in denen zu viel Trödeln nicht gut ist. Omas Geburtstag zum Beispiel. Hier lernt Smilla, dass übermäßiges Zeitlassen eine Belastung sein kann. Dennoch, der Besuch von Tjörge hat dem Mädchen gutgetan. Sie hat gelernt, dass es eine Zeit für Eile und eine fürs Trödeln gibt. Tjörge und Smilla bleiben nicht nur Freunde, Tjörge kommt immer wieder bei Smilla zu Besuch, um gemeinsam mit ihr das Trödeln zu zelebrieren.
Herrlich witzig und zugleich mit für ein Bilderbuch viel Text erzählt Markus Hennig dieses Abenteuer. In einer Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern immer kürzer wird, mag das im ersten Moment viel erscheinen. Doch dank Nikolai Rengers schrägen Illustrationen finden sie genug Unterhaltung. Denn in ihnen haben sich zahlreiche kleine Details zum Entdecken und Schmunzeln versteckt, die Zeit brauchen, um alle gefunden zu werden. Da ist es ganz gut, wenn der Text ein wenig trödelt, um seine Geschichte voranzubringen.

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