Der Schrat


Ein Märchen aus dem Wandelwald
von Kai Lüftner, Emilia Dziubak (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 08. September 2025

Der Schrat

Wälder sind nicht einfach nur eine Ansammlung von Bäumen. Wälder sind magische Orte, die sich geheimnisvoll vor uns ausbreiten und zwischen deren Bäumen und Sträucher viele Geschichten und magische Wesen liegen. Wer mit geschärften Sinnen durch einen Wald wandert, wird diese Mystik überall spüren. Ein besonderer Wald ist auch der Wandelwald, von dem Kai Lüftner uns erzählt.

Im tiefen Wald lebt der Schrat

Der Wandelwald ist ein besonderer Wald. Groß und imposant, uralt und majestätisch breitet er sich aus. Wer zwischen seinen Bäumen hindurchgeht, der hört es überall flüstern, knarzen und rauschen. Dicht stehen die Bäume zusammen, hüten ihre Geheimnisse, verbergen, was nicht jeder sehen soll. Über den Wandelwald gibt es viele Geschichten. Eine erzählt von dem Schrat, einem besonderen Fabelwesen, der mitten im Herzen des Waldes lebt. Wer auf der Suche nach Rat ist, der besucht den Schrat, um Antworten zu bekommen. Einen Rat suchen auch die Geschwister Alva und Ubbe, die sich an einem Herbsttag auf den Weg in den Wald machen. Großer Kummer bedrückt die beiden und sie hoffen, Hilfe beim Schrat zu finden. Ihr Weg führt sie vorbei an flüsternden Bächen, über mit Pilzen bewachsene Lichtungen, vorbei an alten, knorrigen Nadelbäumen. Bis sie irgendwann vor einer besonders alten und knorrigen Eiche stehen. Und genau hier finden sie den Schrat, der sich ruhig anhört, was sie zu berichten haben.

Der Schrat. Ein Märchen aus dem Wandelwald

Vom Zauber der Natur

Der Schrat nimmt den Kummer der Kinder ernst. Er bedankt sich bei ihnen, dass sie ihn und die Waldbewohner aufgesucht haben. Doch der erhoffte Rat, die Antwort, die Alva und Ubbe sich erhofft haben, kann ihnen der Schrat so nicht geben. Denn auf das, was sie ihnn fragen, gibt es leider keine Antwort. Doch solange es achtsame Menschen wie sie gibt, gibt es auch Hoffnung. Betrübt und zuversichtlich zugleich gehen die beiden wieder nachhause. Der Besuch beim Schrat aber klingt ein Leben lang in ihnen nach.

Der Schrat. Ein Märchen aus dem Wandelwald

Kai Lüftner erzählt eine märchenhafte Geschichte über die Schönheit der Natur, die Wunder und Geheimnisse, die in ihr liegen, und über uns Menschen, die wir diese blindlings zerstören. Dabei sind es seine wortgewaltigen Beschreibungen, die den Wald vor den Augen der Lesenden lebendig macht. Wenn er von knarzenden Bäumen, von rauschenden Blätterkronen und plätschernden Wassern spricht, meint man, selbst mitten im Wandelwald zu stehen. Diese Beschreibungen, die Schilderungen über die Wanderung der Geschwister durch den Wandelwald werden zum Mittelpunkt der Geschichte. Dass sie zum Schrat wollen, Rat suchen, wird fast nebensächlich. Viel faszinierender ist es, Kai Lüftners Worten zu folgen, die einen magischen, geheimnisvollen und unglaublich alten Wald erschaffen. Bilder aus Worten, die mindestens genauso magisch sind, wie Emilia Dziubaks atemberaubende Illustrationen. Insofern ergänzen sich die beiden großartig, wenn der eine einen Wald beschreibt, den man ganz genau vor sich sieht, während die andere genau diese Vorstellungen in warmen Herbsttönen zu Papier bringt und hier und da noch mit ihrem eigenen Stil verfeinert.
Die Botschaft, die zwischen den poetischen Naturbeschreibungen liegt, regt zum Nachdenken an. Sie macht traurig und rüttelt auf. Sie motiviert, genau wie Alva und Ubbe auf die Natur zu schauen und sich dafür einzusetzen, dass sie nicht blindlings zerstört wird. Denn abseits der märchenhaften Erzählweise ist es genau das, was diese Geschichte uns mitgeben möchte: Bewusstsein und Respekt vor der Natur mit all ihren Geheimnissen und Wundern, die sie zu bieten hat.

„Der Schrat. Ein Märchen aus dem Wandelwald“ ist eine märchenhafte Waldwanderung, vorbei an knorrigen, majestätischen Bäumen und entlang flüsternder Bäche. Die Geschichte bietet aber nicht nur poetische Beschreibungen und traumhaft schöne Illustrationen, sondern auch eine ganz wichtige Botschaft über Respekt und Achtsamkeit für die Natur.

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