Die Abenteuer des Odysseus


Rezension von Stefan Cernohuby | 18. August 2021

Die Abenteuer des Odysseus

In der gesamten Menschheitsgeschichte gibt es eine einzige Person, die jedermann für ihre Schläue und List bekannt ist, gleichzeitig aber auch für einen absoluten Mangel an Orientierungssinn steht. Aus der griechischen Mythologie stammend hat Odysseus, König von Ithaka, es zwar bis Troja und wieder zurück geschafft, allerdings auf Umwegen. „Dia Abenteuer des Odysseus“ lautet der Titel der von Auguste Lechner verfassten Interpretation, die nun von David Nathan ungekürzt vertont wurde.

Nach zehn Jahren Krieg ist es verständlich, dass man so schnell wie möglich zurück nach Hause will. Doch in einer Welt, in der Götter grausam und rachsüchtig sind, kann ein kleiner Fehler zu einem großen Problem führen. Zum Beispiel, wenn man Weinschläuche mit gefangenen Winden an Bord nimmt und die eigene Besatzung diese freilässt. Oder wenn man daraufhin in der Höhle eines Zyklopen festsitzt. Auch die Gesellschaft einer Zauberin ist problematisch, solange diese dazu tendiert, Gefährten in Schweine zu verwandelt. Doch Odysseus wird nicht umsonst der Listenreiche genannt. In der richtigen Situation nennt er sich „Niemand“, hat göttlichen Beistand und ist letztlich auch immer noch der einzige, der seinen eigenen Bogen spannen kann. Und das, obwohl er genauso lange für seinen Heimweg braucht, wie er Troja belagert hat.

Über die einzelnen Episoden muss man eigentlich nur noch wenige Worte verlieren. Geblendete Zyklopen, eifersüchtige Zauberinnen, Freier seiner Frau in Ithaka. Letztendlich triumphiert der edle König, dank dessen Idee für ein „trojanisches Pferd“ sogar der Trojanische Krieg zu Ende ging. Dennoch trägt jenes Pferd und die damit einhergehende Tätigkeit des Unterwanderns nicht seinen Namen. Sein eigener Name wird vielmehr mit einer ewigen Reise mit einer Menge Umwege assoziiert, eben einer Odyssee.
David Nathan liest die Geschichte dieser abenteuerlichen und mystischen Heimreise und verleiht ihr auch eine ganz eigene Stimme und Stimmung. Mitunter ist diese auch ein wenig verwirrend, wenn (korrekterweise) von Kyklopen gesprochen wird, dann aber auch über die Zauberin Kirke. Zugegeben, man ist hier eher mit der latinisierten Variante beider Namen vertraut – so stammt auch der Begriff „jemanden bezirzen“ ursprünglich aus dieser Ableitung. Hier wäre es vielleicht naheliegender gewesen, sich an die sprachlich bekannteste Variante anzunähern. Im Endeffekt ändert das aber wenig, denn man fühlt sich trotzdem gut unterhalten. Besonders auch aufgrund von Nathan, der dem schon etwas angestaubten Stoff neues Leben einhaucht.

„Die Abenteuer des Odysseus“ sind auf die eine oder andere Art schon von vielen Autorinnen und Autoren aufgegriffen worden, welche den klassischen Stoff von Homer in die Moderne transportierten. Das tat auch Auguste Lechner in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Ihre bekannte Interpretation ist nun von David Nathan als ungekürztes Hörbuch eingelesen worden. Und er ist es auch, der dem Stoff eine etwas modernere Stimme verleiht, wodurch dieser immer noch begeistern kann.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Sound:

Könnte Ihnen auch gefallen: