20.000 Meilen unter dem Meer

von Jules Verne, Holger Teschke (Regie)
Rezension von Stefan Cernohuby | 28. April 2022

20.000 Meilen unter dem Meer

Gewisse Entfernungen sind einprägsam, was jeweils mit dem Kontext zu tun hat. Ein Marathon hat etwas über 42 Kilometer und die Blues Brothers hatten 106 Meilen bis Chicago. Wenn aber jemand von 20.000 Meilen unter dem Meer spricht, kommen einem unweigerlich das bekannteste aller U-Boote und ihr Kapitän in den Sinn. Der gleichnamige Roman von Jules Verne ist nun als Hörspieladaption für Kinder erschienen.

Der Wissenschaftler Professor Aronnax denkt zwar, dass es mit Sicherheit übertrieben ist, ein sogenanntes Seeungeheuer mit einem Kriegsschiff zu jagen, als man ihm jedoch anbietet, Teil der Jagd zu sein, stimmt er trotzdem zu. Doch die Fahrt endet sehr schnell, als das Schiff von etwas Unbekanntem angegriffen wird. Als er sich mit seinem Begleiter und dem Matrosen Ned Land auf dem Ungeheuer wiederfindet, erweist sich dieses als fortschrittliches Unterseeboot. Kommandiert von Kapitän Nemo ist die Nautilus ein Forschungsschiff, das die Geheimnisse des Meeres untersucht. Da Nemo nicht vorhat, die drei unfreiwilligen Passagiere freizulassen, müssen sie wohl oder übel das Beste aus der Sache machen. Obwohl sie beeindruckende Beobachtungen machen und wissenschaftliche Erkenntnisse sammeln, würden sie lieber wieder zurück nach Hause. Denn der Kapitän sperrt sie nach Gutdünken in ihren Kabinen ein. Doch Ned Land stellt fest, dass sie nicht die einzigen Gefangenen sind. Er entdeckt ein junges Mädchen, das sich als Tochter des Kapitäns offenbart. Ob sie vielleicht gewillt ist, ihnen beim Entkommen zu helfen?

Das bearbeitete Buch von Jules Verne ist ein absoluter Klassiker. Ein Roman, der bereits Themen zu einer Zeit behandelt hat, als diese für die meisten Menschen nur lachhafte Gedankenspiele waren. Überfischung der Meere, Ausbeutung von Ressourcen und Umweltverschmutzung sind Probleme, die erst viel später ins Bewusstsein gerückt sind. Auch technologisch hatte der Autor schon viel weitergedacht – für viele kann der angedeutete Antrieb der Nautilus als Atomreaktor interpretiert werden. Davon aber unabhängig, hat das vorliegende Hörbuch leider einige deutliche Schwächen. Als für Kinder konzipiertes Werk, verzichtet man verständlicherweise auf Gewalt, Tote und andere unschöne Szenen. Leider werden aber auch auf viele der eindrucksvollsten Abschnitte sehr stark gekürzt. Tauchgang, Nordpol und Kampf gegen die Riesenkalmare werden sehr kurz abgehandelt. Das ist aber auch nachvollziehbar, hat das Hörspiel nur 44 Minuten. Zudem ist der Erzähler eines sonst sehr stark besetzten Hörspiels mitunter beinahe zu leise, zumindest vor dem Hintergrund der atmosphärischen Musik und weiteren Geräuschen. Das Werk ist also nur mit Einschränkungen zu empfehlen. Wer seine Kinder für Kapitän Nemo und die Nautilus begeistern will, kann das hier versuchen – dennoch wird das Hörspiel nur einen Bruchteil jener Faszination wecken wie der Originalroman es vermag.

„20.000 Meilen unter dem Meer“ ist nicht nur der Titel eines berühmten Romans von Jules Verne, sondern auch jener einer Hörspieladaption für Kinder, die im DAV erschienen ist. Der Verantwortliche Holger Teschke hat versucht, das Werk auf das Nötigste zu kürzen, um in 44 Minuten die Essenz der Handlung zu vermitteln. Doch obwohl die Sprecher gut besetzt sind und auch an Effekten und Musik nicht gespart wurde, vermag der Funke nicht wirklich überzuspringen.

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