Susanne Oswald im Interview

Beitrag von Janett Cernohuby | 22. Mai 2011

Mit ihrem ersten Kinderbuch 'Emmis verliebtvermopste Welt' hat die baden-württembergische Autorin Susanne Oswald einen lustigen und heiteren Jungmädchenroman geschrieben. Im Januar 2011 durften sich Emmis Fans freuen, erschien doch nun der zweite Band dieser Reihe, von dem auch uns ein Rezensionsexemplar vorlag. Dies machte uns neugierig und so baten wir die Autorin um ein Interview - eine Bitte, der Susanne Oswald gerne nachkam.

Susanne OswaldJanetts Meinung: Die Heldin deiner Jungmädchenreihe Emmi ist ziemlich verrückt, wild, chaotisch und einfach liebenswert. Wie kamst du auf diesen Charakter; wann war Emmis Geburtsstunde?

Susanne Oswald: Ich wusste, dass ich gerne eine Mädchengeschichte schreiben wollte. Mein Ziel war es, das Chaos des Erwachsenwerdens auf humorvolle Art einzufangen und den LeserInnen damit das positive Gefühl zu vermitteln, dass auch solche Zeiten ihre guten Seiten haben. Das war der Ausgangspunkt. Mit diesem Wunsch im Gepäck habe ich mich entspannt mit einer Tasse Kaffee hingesetzt und meine Seele baumeln lassen. In solchen Momenten wirbelt meine Fantasie, präsentiert mir Bilder, Sätze, Szenen ... und plötzlich sah ich ein Mädchen mit ihrem Mops eine Straße entlang gehen. Ich erkannte sofort, dass es Freiburg-Herdern war, dort habe ich meine Jugend verbracht. Ich habe sie ein bisschen laufen lassen und Max stolperte mit seinem Ball aus der Hecke. Dann war die Szene vorbei, aber das Mädchen hat mich nicht mehr losgelassen. Ich habe angefangen, ihr Fragen zu stellen. Wer bist du? Was machst du in der Straße? Das genügte. Emmi sprudelte emmimäßig los und beschwerte sich, dass sie überhaupt nicht nach Freiburg wollte, lieber in München geblieben wäre. An diesem Punkt bremste ich die Fantasie und sorgte für den richtigen Rahmen. Ein Plot musste her. Ein Mädchen also, das zwangsumziehen musste. Ein paar Eckdaten, das wars. Emmi hatte keine Lust, lange zu warten. Da sie mir innerhalb weniger Sekunden ihren wunderbar wirbeligen Charakter präsentiert hatte, offenbarte sich die Geschichte mit einer unglaublichen Leichtigkeit.

JM: Auch im zweiten Band ist wieder viel Action und Wirbel angesagt. Dieses Mal will Emmi mit ihrer Freundin eine eigene Rockband gründen, aber auch ihren Hund zum Film schicken. Stecken in dem Plot eigene Kindheitsträume?

SO: Nein, überhaupt nicht. Hm. Oder vielleicht ein bisschen? Ich wollte immer gerne toll Gitarre spielen können und dazu singen. Fakt ist aber: Ich bin nicht sonderlich musikalisch. Aber ich kann ein bisschen besser Gitarre spielen als Emmi. Einen Hund hatte ich auch, aber der konnte keine besonderen Kunststücke. Mein Traum war es schon ziemlich früh, Schriftstellerin zu werden. Das mit dem Hund könnte ich ja jetzt nachholen, mein Mops Töps wäre bestimmt ein toller Filmhund ;-)

JM: Das Cover des Buches ist sehr bunt, die Seiten sehr flippig und Emmis Charakter entsprechend illustriert. Entspricht das Layout deinen Vorstellungen, bzw. hast du es selbst entworfen?

SO: Martina Hillemann hat das Buch in Zusammenarbeit mit dem Verlag illustriert und meiner Meinung nach die Emmi-Stimmung perfekt getroffen. Manchmal hatte ich das Gefühl, Martina hätte in meinem Kopf gesessen und die Bilder gesehen, die ich vor Augen hatte. Ich hatte nichts mit dem Layout zu tun, aber ich bin total begeistert!

JM: Emmi aber auch andere Handlungsfiguren sind sehr realistisch dargestellt. Gibt es einen Charakter, der dir während des Schreibens besonders ans Herz gewachsen ist?

SO: Natürlich hat Emmi selbst eine besonders starke Stimme und ich liebe meinen Wirbelwind. Sie ist es auch, die immer wieder in meinem Kopf hüpft und vor Ideen sprüht. Aber eigentlich liebe ich sie alle. Sie sind mir so vertraut, Josis Sommersprossen, die immer auch ein bisschen ihre Verfassung spiegeln, Max, der Emmi so oft atemlos bei ihren Verwirbelungen zusehen muss aber auch Nico und Marie die Emmis Leben Würze geben. Wenn ich so an meine Truppe denke, würde ich am liebsten sofort eintauchen und weiterschreiben.

JM: Werden wir weitere Bücher aus 'Emmis Welt' zu lesen bekommen?

SO: Letztlich liegt das an den Lesern und am Verlag. Von mir aus sehr gerne. Emmi sprüht vor Ideen und manchmal, wenn die Welt leise ist, dann nimmt sie mich mit und zeigt mir, wie ihr Leben weitergeht. Am Lustigsten ist es immer, wenn Sie mir einen ihrer berüchtigten Fettnäpfe präsentiert, in den sie mit beiden Beinen und viel Lebensfreude hüpft. Aber ich liebe es auch, wie sie an ihren Erfahrungen wächst und das Leben mit immer neuen Augen betrachtet.

JM: Du hast bereits in verschiedenen Genres Bücher veröffentlicht. Was ist das Besondere daran, einen Kinder- und Jugendroman zu schreiben?

SO: Kinder und Jugendliche sagen sehr direkt und ungefiltert was ihnen gefällt und was nicht. Das ist für mich als Autorin natürlich ein besonderer Reiz und eine besondere Herausforderung. Und es ist eine wichtige Sache, Kinder zum Lesen zu bringen. Das schafft man nur, wenn man sie mit den Geschichten berührt.

JM: Sicherlich haben bereits in deiner Kindheit dich Bücher begleitet. Wie wichtig waren sie für dich?

SO: Sehr! Bücher zu bekommen, war immer eine große Freude! Ich habe alles verschlungen, was ich in die Finger bekam. Auch sehr früh Geschichten für Ältere. Mit zehn lag ich mit einer ziemlich heftigen Grippe flach. Die schönste Erinnerung daran sind die vielen neuen Bücher, um mir die Zeit zu vertreiben.

JM: Wann und wie hast du den Spaß am Schreiben entdeckt?

SO: Schon in der Grundschulzeit. Ich habe heute noch ein paar Märchen die ich damals geschrieben habe. Wir hatten eine alte mechanische Schreibmaschine. An der habe ich mir mithilfe eines Lernheftes das Zehnfingersystem beigebracht. Leider habe ich diese Leidenschaft während der Pubertät aus den Augen verloren und erst mit Ende zwanzig wiederentdeckt. Es hat dann noch ein paar Jahre gedauert, aber mit vierzig bekam ich den ersten Vertrag für ein Sachbuch und seither wird es mehr und mehr.

JM: Jeder sammelt anders seine Inspirationen für Geschichten, braucht eine bestimmte Umgebung oder spezielle Hilfsmittel. Wie und wo entstehen deine Bücher?

SO: Ich bin in diesem Punkt ziemlich unkompliziert. Um Ideen und Gedankenfetzen festzuhalten, habe ich fast immer einen Block und Stift bei mir. Ansonsten sitze ich überwiegend an meinem Schreibtisch und arbeite dort am PC. Wenn ich festhänge, tausche ich die Tastatur gegen einen Stift, das fördert meine Kreativität und hat mir schon über manche Mauer im Kopf geholfen. Aber ich kann während des Schreibens keine Musik brauchen. Nur das leise Schnarchen von Töps und zwitschernde Vögel vor dem Fenster.

JM: Gibt es ein Genre, in welchem du unbedingt ein Buch schreiben möchtest?

SO: Inzwischen schreibe ich in drei Genres, das ist schon ziemlich viel und füllt mich im Moment voll und ganz aus. Sollte sich mal die Gelegenheit ergeben, würde ich mich sehr gerne an einem Krimi versuchen, aber ein „unbedingt“ ist das nicht, zur Zeit jedenfalls. Solche Wünsche entwickeln sich ja auch oft.

JM: Du hast mir verraten, dass im Sommer dein erster Erwachsenenroman auf den Buchmarkt kommt. Verrätst du uns, worum es in diesem geht?

SO: „Liebe wie gemalt“ heißt mein erster Roman für Erwachsene. Barbara Auenstein ist 50 und fängt nach dem Tod ihres Mannes auf der Insel Wangerooge ein neues Leben an. Das Rauschen des Meeres, die wispernden Wellen und der Wind, der allen Schmerz von ihr wegfegt, helfen Barbara ganz langsam, wieder zu sich selbst zu finden. Sie entdeckt ihre Leidenschaft für die Malerei wieder. Auch die Liebe klopft bei ihr an, sogar gleich zwei Männer bemühen sich um ihre Gunst. Barbara ist unsicher, für wen sie sich entscheiden soll.

JM: Was sind deine nächsten Pläne oder Projekte?

SO:
Nächstes Jahr erscheint ebenfalls bei Planet Girl eine neue Serie mit gleich zwei Bänden. Da schreibe ich gerade Band 2. Leider darf ich noch nichts darüber verraten.
Dann erscheint im Frühjahr 2012 in der gleichen Reihe, in der auch mein Senfbuch erschienen ist, ein weiteres Sachbuch zum Thema Quark.
Ich schreibe auch gerade am nächsten Frauenroman. Für das Projekt suche ich noch einen Verlag, aber ich bin zuversichtlich.
Und eine Idee für eine Geschichte ab 14 habe ich mit meiner Agentin besprochen. Sie ist Feuer und Flamme und hat es auch schon verschiedenen Lektorinnen vorgestellt.

JM: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem aktuellen Roman und bin auch schon gespannt auf weitere Veröffentlichungen.

SO:
Vielen Dank für deine Fragen und dein Interesse. Es hat richtig Spaß gemacht! Das sagt Emmi übrigens auch, die ist gerade wieder wach und hüpft aufgeregt auf der Stelle und will mir was erzählen. „Nein, Emmi, jetzt nicht. Später vielleicht, wenn die Leser es wirklich wollen und der Verlag einen weiteren Band haben möchte. Du musst ein bisschen Geduld haben!“ (Was Emmi mir darauf geantwortet hat, sage ich lieber nicht ...)