Margit Auer im Gespräch

"Man vergisst seine Kinderbuchhelden nie!"

Beitrag von Janett Cernohuby | 05. April 2018

Ihre Bücher der Reihe "Die Schule der magischen Tiere" sind bei Kindern heiß begehrt und erreichen regelmäßig vordere Plätze in den Bestsellerlisten. Zudem wurden sie in mehr als 15 Sprachen übersetzt. Margit Auer hat aber auch noch eine Vielzahl anderer Kinderbücher geschrieben. Die Gesamtauflage aller Werke zusammen liegt bei weit über einer Million Exemplaren.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für das Schreiben und für Geschichten?

Margit AuerNach der Schule wusste ich zunächst nicht, was ich machen sollte. Ich begann ein Praktikum bei unserer Lokalzeitung – und war sofort Feuer und Flamme. Es war so interessant, täglich neue Menschen kennenzulernen und über sie zu schreiben! Ich merkte schnell, dass mir das liegt: Schöne Formulierungen finden, eine Thema auf den Punkt bringen, herauskriegen, was eine gute Geschichte ausmacht. Oberste Regel: Du darfst nicht langweilen.

Wie haben Sie zum Schreiben gefunden?

Als meine Kinder auf die Welt kamen, konnte ich meinen Beruf als Reporterin nicht mehr richtig gut ausüben. Ich habe damals als selbständige Journalisten von zuhause aus gearbeitet. Termine dauerten länger als geplant, wichtige Telefonanrufe kamen zur falschen Zeit. Es wurde zunehmend schwierig, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen. Also beschloss ich, Kinderbücher zu schreiben.

Warum schreiben Sie Kinderbücher und keine Erwachsenenliteratur?

Ich kann mich gut in Kinder hineinversetzen und habe viel Spaß daran, mit einfachen Sätzen großartige Geschichten zu erzählen.

Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Buch? Was war das für ein Gefühl, dieses zum ersten Mal gedruckt in den Händen zu halten? Es im Buchhandel zu sehen?

Es war grandios! Mein erstes Buch hieß „Verschwörung am Limes“, ein Kinderkrimi, der immer noch als Schullektüre gelesen wird. Das Buch in den Händen zu halten, fühlte sich toll an. Endlich durfte ich mich Schriftstellerin nennen! Ich hatte ja kaum jemanden erzählt, dass ich Bücher schreibe, weil ich mich immer vor der Frage fürchtete: Und, schon einen Verlag gefunden?

Mittlerweile sind viele weitere Bücher erschienen, darunter auch die Bände der beliebten Reihe "Die Schule der magischen Tiere". Wie kamen Sie auf die Idee dazu?

Wo verbringen Kinder die meiste Zeit? Richtig, in der Schule! Und wer liebt Tiere über alles? Genau, Kinder! Sie nehmen ihre Katze mit ins Bett, unterhalten sich mit ihrem Hund und lesen dem Meerschweinchen Geschichten vor. Ich wollte Alltagserlebnisse mit Tierliebe kombinieren.

In der Reihe begleiten wir eine fast normale Schulklasse bei spannenden Abenteuern rund um Familie, Freunde und natürlich Schule. Gibt es darüber hinaus eine Botschaft, die Sie jungen Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Jedes Kind ist genau so richtig, wie es ist. Der Schüchterne hat ebenso seinen Platz in der Welt wie der Mutige. Es ist vollkommen in Ordnung, Heimweh zu haben und beim Wettkampf nicht Erster zu werden. Ich möchte meinen Lesern Selbstvertrauen mitgeben und Empathie für andere Menschen.

Tiere sind in den Geschichten von großer Bedeutung. Sind Sie selbst sehr naturverbunden?

Ich bin täglich draußen unterwegs und unser Kater Lorenzo ist ein echter Sonnenschein.

Hand aufs Herz: Welcher Charakter der Reihe ist Ihnen am nächsten und warum?

Hmm, bin ich ein bisschen wie Miss Cornfield? Ein bisschen wie Mr. Morrison? Beide sind eigenwillige Charaktere. Jedenfalls lasse ich mir ungern vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.

Ist ihnen auch schon einmal jemand aus der magischen Klasse auf der Nase herumgetanzt und hat nicht gemacht, was Sie wollten?

Margit AuerOh, das passiert ständig! Manchmal machen meine Figuren einfach was sie wollen. Vor allem Pinkie, die Elster. In Band 1 hat sie sich einfach Jos Armbanduhr geschnappt und in den Schulteich geworfen. Frechheit! Stand gar nicht in meinem Schreibplan.

Welchem magischen Tier würden Sie gerne ein Zuhause geben?

Der Fledermaus Eugenia! Sie ist klein, frech und witzig. Ein Leopard wäre mir echt zu kompliziert.

"Die Schule der magischen Tiere" hat auch eine Spinn off-Reihe "Endlich Ferien". Was erwartet die Leser in dieser?

Bei der Hauptreihe dreht sich alles um Schulerlebnisse, die Spinn off-Reihe spielt in den Ferien. Was erleben Ida und Rabbat in Italien? Wie ergeht es Henry und Leander im Schloss der Großeltern? Ich darf neue Abenteuer erfinden, vor allem aber kann ich die tiefe Freundschaft zwischen dem Kind und seinem Gefährten noch einmal eindringlich schildern. Von den Leserbriefen, die ich bekomme, weiß ich: Meine Leser können von Ida, Benni und all den magischen Tieren einfach nicht genug kriegen. Die Figuren wachsen uns immer mehr ans Herz! Es ist fast so, als gäbe es sie wirklich.

Sie gehen auch auf Lesereisen. Wie wichtig sind diese für Sie? Was nehmen Sie aus den Lesungen mit?

Ich komme viel herum, das ist spannend, schön und aufregend. Wenn ich nach einer Lesewoche wieder nach Hause komme, freue ich mich total aufs Schreiben. Die Abwechslung macht`s!

Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu Ihren Lesern? Haben Sie dort auch schon einmal Ideen für neue Geschichten gefunden?

Ich liebe den direkten Kontakt zu meinen Lesern! Und freue mich auf die Fragen, die die Kinder stellen. Ganz nebenbei finde ich heraus, welches magische Tier sie sich noch wünschen. Toffi, der Hund, der in Band 7 zu Ronja kommt, geht ausdrücklich auf den Wunsch meiner Leser zurück. Sie wollten unbedingt, dass ein Hündchen in der Wintersteinschule auftaucht. Die Kinder fragen auch dauernd, wie es mit Ashanti weitergeht - ich hatte keine Ahnung, dass die Schlange so beliebt ist! Sie wird in einem der nächsten Bände wieder eine größere Rolle spielen.

Sie sind Journalistin und Kinderbuchautorin. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Ich bin jetzt hauptberuflich Schriftstellerin, als Journalistin arbeite ich nicht mehr. Ich schreibe jeden Vormittag etwa drei Stunden. Wenn der Abgabetermin näher rückt, schreibe ich abends weiter. Manchmal sitze ich aber auch einfach nur da und denke nicht. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die ihre Ideen einfach so aus dem Ärmel schütteln.

Was sagen Ihre Kinder dazu, dass ihre Mama Kinderbuchautorin ist?

Oh, meine Jungs sind Teenager. Sie vermeiden es, lobende Worte für ihre Mutter zu finden. Aber ich hoffe doch, dass sie meinen Beruf cool finden.

Gibt es ein Thema, zu dem Sie immer gerne schreiben wollten, aber es bisher noch nicht getan haben?

Margit AuerSchlummert da noch etwas in mir? Da muss ich mal drüber nachdenken!

Ich bin immer neugierig: Was waren die Kinderbuchhelden Ihrer Kindheit? Mit welchen Büchern sind sie aufgewachsen?

Michel aus Lönneberga. Hanni und Nanni. Der Esel Benjamin. Ist es nicht erstaunlich? Man vergisst seine Kinderbuchhelden nie! Diesen Effekt kann man mit Erwachsenenbüchern niemals erreichen.

Kommt man als erfolgreiche Schriftstellerin überhaupt noch dazu, selbst zu lesen?
Welche Genres lesen Sie gerne?

Ich lese querbeet. Andere Kinderbücher. Sehr gern auch Bücher von Kolleginnen und Kollegen, die ich auf Lesereisen kennengelernt habe, gerade also Nick Hornby. Ich mag aber auch Bücher, die mir im Alltag weiterhelfen: Magic Cleaning von Marie Kondo zum Beispiel. Ich ersticke in Kram, der mich umgibt!

Wie wird es mit der "Schule der magischen Tiere" weitergehen? Auf welche Abenteuer dürfen wir uns in nächster Zeit freuen?

19 Kinder haben inzwischen ihr magisches Tier bekommen, fünf warten noch. Diese Kinder werden in den nächsten Bänden im Mittelpunkt stehen. Außerdem müssen wichtige Fragen geklärt werden: Wie geht es mit Jo und Ida weiter? Bekommt Leonie ihr Pony? Was wird aus Ashanti? Genug Stoff für viele weitere Bände!

Haben Sie neben der Fortsetzung der Reihe noch weitere Veröffentlichungen geplant?

Mit der „Butterbrotbande“ geht es weiter! Es handelt sich um ein dünnes Buch mit sechs Vorlesegeschichten, das sich bereits über 10.000 mal verkauft hat. Der Verlag plant eine Neuauflage mit vier neuen, zusätzlichen Geschichten, die ich mir gerade ausdenke. Es geht um Frido, den Hochhaus-Drachen und ein Eichhörnchen, das Buttermandeln klaut. Darauf freue ich mich!

Liebe Frau Auer, ich bedanke mich für die Zeit, die Sie sich für dieses Interview genommen haben und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit den magischen Tieren, der Butterbrotbande und allen anderen Geschichten.

Margit Auer

Fotos von Richard Auer
Margit Auer im Gespräch