Der Kuss des Anubis

von Brigitte Riebe
Rezension von Janett Cernohuby | 06. Juni 2009

Der Kuss des Anubis

Im Bereich historischer Romane ist die Münchner Autorin Brigitte Riebe schon lange kein unbekannter Name mehr. Im April 2009 veröffentlichte sie ein neues Buch, mit dem sie sich gleichzeitig erstmals in einen neuen Bereich vorwagte. "Der Kuss des Anubis" heißt dieses Werk, welches sich vor allem an jugendliche Leser richtet.

Die fünfzehnjährige Miu glaubt ihren Ohren nicht zu trauen, als sie eines Tages in der Schenke ihrer Tante ein Gespräch zweier Männer belauscht. "Der Falke muss zum Himmel fliegen" heißt es da und Miu weiß, dass damit der Tod des Pharao gemeint ist. Rasch wird dem jungen Mädchen klar, dass ein Mordkomplott gegen den Herrscher Ägyptens geplant ist. Doch was kann sie dagegen tun? Zuerst einmal beschließt sie, die zwei Männer heimlich zu beobachten und folgt ihnen durch Waset. Dabei beobachtet sie, wie einer von ihnen in den Palast des Pharao geht. Da ihr jedoch dessen Türen versperrt bleiben, vertraut sie sich ihrer Großmutter an. Diese hat eine alte Bekannte am Königshof und so gelingt es den beiden, zum Pharao Tutanchamun vorzudringen. Miu erzählt dem Herrscher von dem Gehörten und Gesehenen - doch glaubt er ihr? Als tatsächlich wenige Tage später ein Anschlag auf das Leben Tutanchamuns geschieht, weiß er, dass Miu nicht Unrecht hatte. Doch wer steckt hinter den Plänen? Eine spannende Jagd durch Waset beginnt, bei der auch Miu auf so manches dunkle Geheimnis ihrer Familie stößt.

In ihr erstes Jugendbuch hat Brigitte Riebe viel Herzblut gesteckt. So präsentiert sie den Lesern nicht nur einen historischen Roman, sondern auch eine Kriminal- und Liebesgeschichte. Alle drei Genres weiß die Autorin geschickt miteinander zu verbinden, wobei der historische Faktor am deutlichsten bleibt. Zwar versucht Miu das geplante Attentat auf den Pharao zu verhindern, doch ist sie keineswegs eine klassische Detektivin. Auch die Liebesgeschichte darf freilich nicht fehlen, doch sie tritt auch nicht zu stark in den Vordergrund und dominiert die Handlung. Vielmehr entführt Brigitte Riebe ihre jungen Leserinnen und Leser in das alte Ägypten zur Zeit der Pharaonen. Um dies jedoch nicht langweilig werden zu lassen, baut sie Elemente anderer Genres ein.
Da "Der Kuss des Anubis" ein Jugendroman ist, beschränkt sich die Autorin auf eine Heldin und bringt nicht, wie in ihren anderen Werken üblich, mehrere Hauptfiguren in die Handlung ein. Trotzdem erhält auch Miu Hilfe von zahlreichen anderen Personen, darunter ihr entfernter Cousin und Polizist Anis sowie ihre Großmutter, die Verbindungen zum Königshof hat. Diese Hilfe hat Miu auch nötig, da sie zum einen als junges Mädchen kaum ernst genommen wird, zum anderen auch noch sehr unerfahren und naiv ist. So sind es die geliebten Menschen um sie herum, die sie mehr als einmal vor einem unüberlegten Schritt abhalten.
Neben den Personen ist es auch die Handlung, die zu überzeugen weiß. Spannend und mitreißend geschrieben, lässt Brigitte Riebe das alte Ägypten vor den Augen des Lesers wieder lebendig werden. Sie gewährt Einblicke in das tägliche Leben sowie in die Bräuche und Gewohnheiten der Menschen jener Epoche. Angesiedelt sind die Ereignisse im letzten Regierungsjahr eines Pharaos, der weniger durch seine Taten als durch seinen frühen und mysteriösen Tod wie auch durch den spektakulären Fund seines Grabmals bekannt ist: Tutanchamun.
In einem Interview sagte Brigitte Riebe einmal, sie möchte junge Leser mit guter Sprache füttern. Dass ist ihr mit ihrem ersten Jugendroman zweifellos gelungen. Meisterhaft schafft sie es, mit Worten das alte Waset wieder auferstehen und lebendig werden zu lassen. Es macht förmlich Spaß, sich von ihren Beschreibungen ergreifen und davontragen zu lassen. Ihr gelingt der Spagat, sich dabei nicht in zu langatmigen Schilderungen zu verlieren, sondern rechtzeitig zur eigentlichen Handlung zurückzufinden. Das lässt den Jugendroman zu einem besonderen Lesevergnügen werden.

Somit ist "Der Kuss des Anubis" nicht nur ein spannender und fesselnder Jugendroman sondern auch ein gelungener Auftakt der Autorin, in einem neuen Bereich Fuß zu fassen. Die Handlung fesselt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite und es macht Spaß, sich beim Lesen in das alte Ägypten entführen zu lassen. Auch wenn das Buch ein Jugendroman ist und demzufolge der Plot entsprechend einfach aufgebaut ist, fehlt es ihm nicht an Spannung und unvorhergesehenen Wendungen. Somit kann auch Erwachsenen zur Lektüre geraten werden, vor allem wenn sie begeisterte Leser von Brigitte Riebe sind.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    04/2009
  • Umfang:
    411 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783570136799
  • Preis (D):
    15,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch: