Der Löwe des Herrn Dürer

von Albert Gralle
Rezension von Stefan Cernohuby | 23. November 2009

Der Löwe des Herrn Dürer

Es gibt viele verschiedene Tiere. Manche sind groß, andere klein. Sie sind Amphibien, Reptilien, Insekten und Säugetieren. Trotzdem stehen mache von ihnen in verschiedensten Kulturkreisen für das gleiche. Ein Löwe wird beispielsweise beinahe überall mit Stärke, Gefahr und Stolz gleichgesetzt. Ob es um diese Themen allerdings auch in Albrecht Gralles Werk "Der Löwe des Herrn Dürer" geht, darf jedoch bezweifelt werden.

Ben hat gerade nicht allzu viel zu lachen. Sein Vater hat seinen Job verloren, da die Firma, in der er arbeitet, kurz vor dem Bankrott steht. So fürchtet Ben, dass sein geliebtes Baumhaus am Land nie fertiggestellt wird, weil seine Familie möglicherweise vorher schon das Grundstück verkaufen muss. Als er gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Cousine Kati zur Ablenkung ins Albrecht Dürer-Haus gehen soll, ist er anfangs gar nicht begeistert, klingt die ganze Sache doch nach einem langweiligen Museumsbesuch. Allerdings ist er zunächst positiv überrascht. Das Haus ist sehr interessant und authentisch erhalten. Als er Kati jedoch dazu überredet, in ein gesperrtes Zimmer einzudringen, fallen sie durch eine Art Zeittür ins Jahr 1501, wo sie vom Maler und seiner Frau aufgenommen werden und sich erst an die Gegebenheiten einer völlig anderen Zeit gewöhnen müssen. Doch nach einigen Problemen bezüglich Hexerei, haben sie keine andere Wahl als zu fliehen und sich in die Wälder, beziehungsweise die Wildnis um Nürnberg herum zu schlagen. Doch dann erfahren sie von einem geplanten Anschlag auf Dürers Besitz und Leben. Entschlossen kehren sie zurück, um dem Maler zu helfen. Werden sie dies schaffen und zudem wieder zurück in ihre eigene Zeit finden, wo sich ihre Eltern wahnsinnige Sorgen machen und bereits die Polizei alarmiert haben?

Der Jugendroman "Der Löwe des Herrn Dürer" versucht, mehrere Ziele gleichzeitig zu erreichen. Einerseits soll er dem Leser etwas von der Zeit des 16. Jahrhunderts vermitteln, andererseits eine spannende Geschichte erzählen. Beides gelingt leidlich, wenngleich einige Umgebungsparameter ein wenig fragwürdig sind. Muss der Vater unbedingt arbeitslos und die Tante herzkrank sein? Die Dramatik dieser Situation wirkt stark übertrieben. Man stellt sich die Frage: Wirkt ein Roman ohne derartige Ingredienzien nicht mehr glaubwürdig? Doch, durchaus.
Gewisse Details am Rande hätte man sich ruhig ersparen können. Auch die Begegnungen in der Vergangenheit laufen teilweise ein wenig schöngezeichnet ab, obwohl der Autor sichtlich um Authentizität bemüht ist. Selbige entgleitet ihm allerdings mehrfach wieder. Trotzdem erfüllt das Buch seine Zwecke ganz gut. Fraglich ist nur, ob einige Heranwachsende nach dem Lesen des Romans nicht versuchen, ein Kaninchen zu fangen und ihm die Haut abzuziehen - es bleibt zu hoffen, dass das nicht der Fall ist. 13,90 für ein Hardcover gehen völlig in Ordnung. Wer also Jugendlichen ein etwas anderes Buch, das mit Kunst, Geschichte und auch Künstlern gleichzeitig aber trotzdem mit Abenteuern aufwarten kann, kaufen möchte, ist hier sicherlich nicht falsch.

Albrecht Gralle hat mit "Der Löwe des Herrn Dürer" ein Buch geschrieben, das gleichzeitig von einem Abenteuer erzählt, andererseits versucht Wissen zu vermitteln. Beides gelingt dem Werk ganz gut, weswegen es sicher zum oberen Durchschnitt der Jugendliteratur gezählt werden kann. Und vielleicht bekommt man mit diesem Roman sogar einige Jugendliche dazu, sich für die Bilder eines bestimmten Malers zu interessieren. So etwas gelingt heutzutage nur selten.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    07/2009
  • Umfang:
    235 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783905871098

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gefühl: