Sommer ist trotzdem

Antolin Quiz
von Espen Dekko
Rezension von Janett Cernohuby | 31. März 2020

Sommer ist trotzdem

Das gewohnte Leben muss weitergehen, die alltäglichen Verpflichtungen und Wege. Das erleben wir Menschen gerade selbst, in Zeiten von Covid-19. Trotz Einschränkungen in allen Lebensbereichen verlangen Beruf, Schule, Familie trotzdem unsere Aufmerksamkeit. Der Frühling kommt, mit ihm das Osterfest und so mancher feiert gerade Geburtstag. Die Welt dreht sich weiter - auch für jenes Mädchen, von dem Espen Dekko in seinem gefühlsstarken Kinderroman „Sommer ist trotzdem“ erzählt.

Wenn alles anders ist

Wie die Jahre zuvor, verbringt sie auch diesen Sommer wieder bei ihren Großeltern, in dem Haus am Meer. Hier steht die Zeit still, hier gibt es nichts, außer der Natur, dem Rauschen der Wellen und dem Schreien der Möwen. Es ist ein Sommer, wie es ihn schon viele zuvor gab. Morgens zieht der Duft von frisch gebackenen Waffeln durch die Wohnung. Selbstgekochte Marmelade versüßt das Frühstück. Dann geht es hinaus, mit Opas Boot aufs Meer. Oder sie gehen Baden, gleich vorne am Steg springen sie ins Wasser.
Alles ist wie früher, und doch nichts gleich geblieben. Denn es ist der erste Sommer, in dem Papa nicht mehr da ist. Er wird auch nie wieder dabei sein, denn ihr Vater ist gestorben.

Mitten ins Herz

Das Buch trifft die Leserschaft mitten ins Herzen. Sie geht unter die Haut, berührt, macht betroffen und ist trotzdem voll Hoffnung.
Espen Dekko erzählt die Geschichte eines neunjährigen Mädchens, das keinen Namen trägt. Es braucht auch keinen Namen, denn es hat eine Geschichte, die durch und durch geht. Es ist noch gar nicht so lange her, seit ihr Vater gestorben ist. Die Trauer und der Schmerz über den Verlust sind noch frisch. Man spürt ihn in jedem Satz, man liest ihn in jedem Wort. Und dennoch spricht die Protagonistin nur wenig darüber. Hier und da erinnert sie sich an die Zeit zurück, wie es war, als ihr Vater starb. Doch sie verweilt nicht lange und vor allem weint sie nicht. Denn was würde weinen schon verändern? Nichts. Stattdessen erzählt sie uns (in der Ich-Perspektive) von ihrem Sommer bei den Großeltern. Für sie ist das alles vertraut, sie ist nicht zum ersten Mal hier, hat schon viele Sommer vorher hier verbracht. Sie kennt sich gut aus - im Haus, auf dem Meer. Es ist alles wie immer, und doch spürt man beim Lesen eine feine Zerbrechlichkeit. Eine Unsicherheit und Befangenheit. Bei dem Mädchen, bei den Großeltern. Es ist genau diese Stimmung, die den Leser berührt. Die mitten ins Herz geht und die große Traurigkeit spürbar macht. Man trauert mit der Protagonistin und fühlt mit ihr. Vor allem dann, wenn der Tod in Form eines gestrandeten Wals und der toten Katzenbabys sich immer wieder Zutritt verschafft. Wie viel Kummer muss das arme Mädchen noch ertragen?
So vergeht die Zeit, so vergeht der Sommer, in dem zwar nichts Großes, Spektakuläres geschieht, aber dennoch viele kleine Urlaubsbegebenheiten. Es ist eine stille, unaufgeregte Geschichte, die Espen Dekko seiner Leserschaft präsentiert. Gleichzeitig eine sehr bewegende, Mut machende und vor allem lebensbejahende. Hier kann man alles um sich herum vergessen und gemeinsam mit dem Mädchen im Haus am Meer verweilen.

„Sommer ist trotzdem“ ist eine große Geschichte, voller starker Emotionen. Sie erzählt von einem Mädchen, das nach dem viel zu frühen Tod seines Vaters wieder nach einem Halt und Kraft sucht. Espen Dekko erzählt eine Geschichte, die unter die Haut geht und die uns alles andere vergessen lässt.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Tårer forandrer ingenting
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2020
  • Umfang:
    208 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    10 Jahre
  • ISBN 13:
    9783522185318
  • Preis (D):
    13,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gefühl:

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