Weil es nie aufhört

von Manfred Theisen
Rezension von Janett Cernohuby | 22. September 2014

Weil es nie aufhört

Ein sehr brisantes und leider noch immer verkanntes Thema ist Cybermobbing. Viele unterschätzen die Macht sozialer Netzwerke und wie schnell diese Informationen verbreiten. Zwar hört man in den Medien immer wieder, man solle vorsichtig mit dem sein, was man beispielsweise auf Facebook veröffentlicht, doch was genau damit gemeint ist, verstehen viele nicht. Auch wähnen sich viele in Sicherheit und glauben dass Daten, die man nur seinen Freunden zugänglich macht, für andere nicht abrufbar sind. Wie fatal diese Annahme sein kann, wie schnell man durch eine unbedachte Handlung in die Schusslinie gerät, zeigt Manfred Theisens Jugendroman "Weil es nie aufhört".

Alissa ist ein ganz normales Mädchen und Achtklässlerin in einer durchschnittlichen deutschen Schule. Nachdem ihr Freund Felix zum wiederholten Male mit ihr Schluss gemacht hat, will Alissa dieses Mal wirklich nichts mehr von ihm wissen. Da kommt es ihr ganz gelegen, dass sie plötzlich via Facebook von einem Unbekannten angesprochen wird. Einem geheimnisvollen Mann namens Mask, dessen Profilbild nur eine Maske zeigt und der auch sonst nicht sehr viel über sich verrät. Alissa ist sie ziemlich sicher, dass es sich bei Mask um jenen jungen, attraktiven Mann handelt, den sie noch vor einigen Stunden im Park getroffen hat. Auch wenn sich Alissa nicht ganz sicher ist, fühlt sie sich von Mask angezogen. Er fasziniert sie, scheint sie zu verstehen und nimmt sie ernst. Doch dann macht Alissa einen folgeschweren Fehler. Sie lässt sich von Mask dazu überreden, beim Skypen ihren Oberkörpe0r zu entblößen. Er filmt heimlich mit und stellt die Bilder bald schon ins Netz. Damit startet er eine Hetzjagd gegen Alissa, denn in den Augen ihre einstigen Freunde ist sie nun nichts weiter als eine billige Schlampe...

"Weil es nie aufhört" spricht ein Thema an, welches hochaktuell ist, aber noch immer nicht in unseren Köpfen angekommen zu sein scheint: Cybermobbing. Manfred Theisen erzählt in seinem Jugendroman, wie schnell eine unbedachte Handlung, ein unbedachtes Posting im Internet eine wahre Hetzjagd auslösen kann. Übertrieben? An den Haaren herbeigezogen? Völlig überzeichnet? Wer solche Gedanken hat, der sollte mal nach dem Namen Amanda Todd googeln.
Tatsächlich ist unser Verständnis dafür, wie man sich im Internet bewegt, welche Daten man preisgeben sollte und mit welcher rasenden Geschwindigkeit sich Informationen im Netz verbreiten, absolut überholt.
Es ist dringend nötig, dass wir endlich verstehen, was es bedeutet, seine Daten im Netz preiszugeben. Manfred Theisens Buch "Weil es nie aufhört" ist ein kleiner Beitrag dazu. Er soll insbesondere Jugendlichen vor Augen führen, welche fatalen Auswirkungen eine unbedachte Handlung haben kann. Wie schnell man von einer einzigen Person aufgrund eines Bildes, einer Information fertig gemacht werden kann.
Nun könnte man ja natürlich gleich wieder argumentieren, dass die Protagonistin selbst schuld ist. Immerhin war sie so leichtsinnig, sich im Netz und vor einem wildfremden zu entblößen. Doch mit dieser Situation macht der Autor deutlich, wie viel Aufklärungsarbeit seitens der Eltern und Lehrer noch notwendig ist. Denn auch diese müssten erst einmal lernen, verantwortungsvoller mit persönlichen Daten im Internet umzugehen.
Die Ahnungslosigkeit und Hilflosigkeit der Erwachsenen wird im Roman sehr überzeugend dargestellt. Man wartet eigentlich ständig darauf, dass zumindest die Lehrer auf die Cybermobbingattacken aufmerksam werden, spätestens als Alissa ihrem Englischlehrer eine sehr provokante Antwort gibt. Aber auch schon früher. Alissa wird nicht zum ersten Mal gemobbt, sie musste bereits einmal die Schule aufgrund ähnlicher Vorfälle wechseln. Zwar werden die Eltern und auch die Klassenlehrerin hellhörig, dennoch verkennen sie die aktuelle Situation zur Gänze.
Und die Mitschüler? Alissas vermeintlich beste Freundin?
Es ist erschreckend zu beobachten, wie schnell Freundschaft in Feindschaft umschlägt. Wie willkommen Lügen als Wahrheit aufgefasst werden, wie voreilig Alissa verurteilt wird und welche tragende Rolle Neid dabei hat. Der Autor schildert aber auch, wie schnell Cybermobbing zu einem Selbstläufer wird. Jeder macht mit, wenn auch nur aus Angst, selbst in die Schusslinie zu geraten. Das passiert sehr schnell, man braucht nur einmal etwas in Frage zu stellen. Sobald eine vorgefertigte, negative Meinung steht, hat die betreffende Person, das Opfer, verloren.
Wie es wieder aufhört? Gar nicht? Nun, im Buch löst der Autor die Sache relativ einfach. Alissa geht für ein Jahr nach Neuseeland, um dort die Schule zu besuchen. Wie es nach ihrer Rückkehr wird, davon liest man nichts. Da überlässt es Manfred Theisen den Lesern, sich Gedanken zu machen. Aber er schließt den Roman mit einer dunklen Vorahnung, Drohung. Denn offensichtlich hat sich Mask schon das nächste Opfer ausgesucht.

"Weil es nie aufhört" ist ein ergreifender und erschütternder Roman. In ihm thematisiert Manfred Theisen das unbedachte Verhalten in sozialen Netzwerken, Chats und dem Internet. Er zeigt, wie leicht ein Mensch in die Schusslinie geraten kann, wie schwer jedoch aus dieser wieder heraus. Und der Autor illustriert, wie hochaktuell und brisant das Thema ist. Wie wichtig es ist, uns und vor allem der jungen Generation, den richtigen Umgang mit Daten und dem Internet deutlich zu machen. Wenn wir daran nicht bald was etwas ändern, wird es noch zahlreiche Opfer von Cybermobbing geben. Und nicht jede Geschichte geht so glimpflich aus, wie die von Alissa aus diesem Roman.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2014
  • Umfang:
    288 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • Altersempfehlung:
    13 Jahre
  • ISBN 13:
    9783570309025
  • Preis (D):
    7,99 €

Bewertung

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