Goldene Steine

Antolin Quiz
von Cornelia Franz
Rezension von Janett Cernohuby | 16. Februar 2024

Goldene Steine

Antisemitismus nimmt immer mehr zu. Eine Schlagzeile die man regelmäßig in den Medien liest und die ein Gefühl der Ohnmacht auslöst. Wie kann es sein, dass der Hass auf Juden wieder größer wird? Haben wir nichts aus der Geschichte gelernt? Cornelia Franz hat ein Jugendbuch gegen das Vergessen geschrieben, in dem sie Geschichte und Gegenwart miteinander verknüpft und sich gegen Hass in jeglicher Form ausspricht.

Eine gestohlene Kippa

Bei einem Ausflug mit der Klettertruppe hat Leon beim Herumalbern einem Mann eine Kippa vom Kopf gestohlen. Er kennt ihre Bedeutung nicht und zurück in Hamburg setzt er sie aus Spaß auf. Doch aus Spaß wird Ernst. Zwei Unbekannte schlagen ihn zusammen und beschimpfen ihn als Drecksjude. Nikolai bekommt den Angriff mit und ihm ist sofort klar, dass er ihm galt. Denn er ist Jude, auch wenn davon nur wenige wissen. Yara, die vor kurzem bei ihm gegenüber eingezogen ist, weiß (noch) davon nichts, doch vor dem Haus, in dem sie bisher wohnte, liegen Stolpersteine vor der Tür. Goldene Steine mit den Namen von Juden, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet worden. Die drei lernen sich kennen und der feige Übergriff auf Leon lässt sie zu Freunden werden. Der ringt sich nach längerem Zureden dazu durch, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Erfolglos, diese winkt den Übergriff als Klopperei unter Jugendlichen ab. Doch als dann auch Nikolai zusammengeschlagen wird, wendet sich das Blatt. Plötzlich wird eingeräumt, dass Übergriffe auf Juden zunehmen. Dennoch ist der Fall erst am Anfang. Außerdem ist da noch die gestohlene Kippa, die zu ihrem Besitzer zurück gehört…

Goldene Steine

Ein bewegender Jugendroman

Bewegend und aufwühlend erzählt Cornelia Franz die Geschichte dreier Teenager, die unterschiedlicher kaum sein könnten und die durch feige Übergriffe zueinander finden. Dabei nehmen die Drei sehr unterschiedliche Positionen ein. Nikolai ist als Jude direkt betroffen. Sein Leben fühlt sich für ihn wie ein Versteckspiel an. Da sind die alten Bräuche und Gewohnheiten, die seine Familie pflegt, obwohl sie nicht besonders religiös ist. Zudem hängt die Ermordung der Juden während der NS-Zeit wie ein Schatten über ihm. Immer ist sie allgegenwärtig, immer scheint sie ihn zu begleiten. Dabei möchte er eigentlich nur ein ganz normaler Junge sein. Auch Yara hat sich mit dem Holocaust sehr intensiv beschäftigt. Zum einen wegen der Stolpersteine, über die sie tagtäglich vor ihrem Haus gegangen ist. Zum anderen durch ihre Nachbarin Frau Winter, eine Zeitzeugin, die viel von ihrer Freundin Ella erzählte, der einer der Steine gewidmet ist. Daher ist auch Yara sehr für das Thema sensibilisiert. Leon dagegen ist der naivste in dem Gespann. Freilich hat er vom Holocaust und der Ermordung der Juden gehört. Doch bisher war das für ihn nur der Stoff aus dem Geschichtsbuch. Erst mit dem Übergriff ändert sich sein Blick. Der einst so fern wirkende Geschichtsstoff wird für ihn immer spürbarer und greifbarer und er beginnt sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Diese drei sehr verschiedenen Charaktere lernen einander kennen und begeben sich auf Spurensuche. Nach den Typen, die erst Leon dann Nikolai angegriffen haben. Nach dem Besitzer der gestohlenen Kippa. Dabei werden sie zu engen Freunden. Gleichzeitig müssen sie mit Entsetzen feststellen, wie stark der Antisemitismus in Deutschland wieder zunimmt.
Die goldenen Stolpersteine werden zu einem wichtigen Symbol der Handlung und lassen nicht nur die drei Protagonisten, sondern auch die Leserschaft in die Zeitgeschichte eintauchen. Dabei setzt sich Cornelia Franz anders mit dem Thema auseinander, als man es sonst präsentiert bekommt. Sie erzählt nicht aus der Zeit des Nationalismus, es rückt nicht das Schicksal einer bestimmten Person in den Mittelpunkt, sondern sie betrachtet die Spuren und Mahnmale, die geblieben sind. Die nicht nur an die Gräueltaten jener Zeit erinnern, sondern auch daran, dass so etwas nie wieder passieren darf. Ihr Jugendbuch ist eine vielschichtige Erzählung, die man nicht einfach zur Seite legt, sondern deren Botschaften sich nach dem Lesen erst einmal setzen müssen. Der Lesende denkt über das Geschriebene nach und hinterfragt. Das Buch bietet so vieles, das zu Gesprächen anregt - im kleinen wie auch im großen Rahmen.

Goldene Steine

„Goldene Steine“ ist ein bewegender Jugendroman über Antisemitismus der Gegenwart und gegen das Vergessen. Angesiedelt im Heute, begeben sich drei Jugendliche auf Spurensuche. Nach den Hintergründen der gewaltsamen Übergriffe auf sie und über den Wert ihrer Freundschaft. Dieses Buch regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern ist ein idealer Anlass für so manches Gesprächsthema.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    01/2024
  • Umfang:
    224 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783551585172
  • Preis (D):
    14,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:

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