Sommer unter schwarzen Flügeln

von Peer Martin
Rezension von Janett Cernohuby | 17. März 2015

Sommer unter schwarzen Flügeln

Rassismus und Fremdenfeindlichkeit - nach wie vor sind sie weit verbreitet und leider sind diese Themen immer noch brandaktuell. Genauso aktuell wie das Thema Syrien. Was beide miteinander zu tun haben? Sie sind die Hauptbestandteile von Peer Martins Jugendroman "Sommer unter schwarzen Flügeln".

Nuri und ihre Familie sind vor der Gewalt geflohen, die in Syrien vorherrscht und die vom syrischen Regime an der Bevölkerung ausgeübt wird. Ihre Flucht führte sie nach Deutschland, wo sie in Brandenburg als Flüchtlinge auf die Annahme ihres Asylantrags warten.
Ein Asylantenheim im sozialem Brennpunktviertel der Stadt.
So kommt es, dass Nuri schon bald Calvin kennenlernt. Einen jungen Mann, welcher der rechten Szene angehört. Übergriffe auf Ausländer, Gewalt und Naziparolen sind in seinem Umfeld an der Tagesordnung.
Und eines Tages treffen sie sich.
Während Calvin Nuri mit Ablehnung und Verachtung begegnet, erzählt diese ihm ihre Geschichte. Eine Geschichte von Gewalt, Verfolgung, Folter und Flucht. Als Calvin beginnt zuzuhören, beginnt er auch nachzudenken. Über sich, über seine sogenannten Freunde, über das was sie tun. Er beginnt daran zu zweifeln, wofür er steht. Als er aus der rechten Szene aussteigen will, muss er allerdings erkennen, dass dies keineswegs so leicht möglich ist. Das die Rechten einen nicht einfach so gehen lassen und, dass sie dabei auch über Leichen gehen.

"Sommer unter schwarzen Flügeln" ist ein erschütternder Jugendroman, der die Themen Rassismus und Bürgerkrieg in Syrien aufgreift. Die Geschichte geht unter die Haut und erzählt auf verstörende und schonungslos ehrliche Art. Zudem ist sie stellenweise sehr brutal. Jedoch nicht als Mittel zur Effekthascherei oder um den Leser zu schockieren. Nein, der Autor Peer Martin zeigt, wie brutal die Realität, unsere Welt ist. In bildhaften Beschreibungen schildert er den Bürgerkrieg in Syrien, mit welcher Härte und Grausamkeit dort gegen Menschen - und noch schrecklicher, gegen Kinder - vorgegangen wird. Die Stellen, in denen Nuri von den Ereignissen in ihrer Heimat berichtet, sind teilweise einfach nur unfassbar. Natürlich können wir darüber in den Medien lesen, aber es als eine derart persönliche Geschichte zu erfahren, ist bedeutend dramatischer. Natürlich sind die Charaktere fiktiv, dennoch erfindet der Autor hier keine Geschichten, sondern erzählt von wahren Ereignissen.
Nuri und dem Bürgerkrieg in Syrien steht der Rassismus gegenüber. Menschen sind aus ihren Ländern geflüchtet, um Schutz und Zuflucht zu finden. Sie wollen nicht in ihren Zufluchtsstätten bleiben, sie wollen zurück in ihre Heimat. Wenn alles vorbei ist. Wenn sie nichts mehr zu befürchten haben. Doch bis dahin müssen sie auch in ihren Zufluchtsorten fürchten. In erster Linie vor den Übergriffen Rechtsradikaler, die in jedem Ausländer nur einen Schmarotzer sehen, der ihnen ihr Hab und Gut wegnehmen möchte. Auch hier begegnet der Leser keiner Fiktion, wenn Autor Peer Martin von Übergriffen auf Asylanten und den Heimen schreibt. Wenn er dem Leser Einblick in das Gedankengut jener Jugendlichen gibt, die sich das Naziregime zurückwünschen, kann man nur den Kopf darüber schütteln, wie ignorant Menschen sein können. Und mit welcher Gewalt sie gegen jene vorgehen, die aus dieser rechten Szene aussteigen wollen. Und mit welcher Gewalt sie gegen Menschen vorgehen, die in ihren Augen minderwertig sind.
Zwischen all diesem Hass, der Gewalt und der Brutalität wirkt die Liebesgeschichte zwischen Nuri und Calvin fast schon wie ein rettender Anker; eine kleine Insel auf der man Luft holen kann und auf der man das Grauen vergessen kann. Zumindest kurzfristig.
Wen diese Geschichte berührt und wer weitere Informationen sammeln möchte, für den bietet Peer Martin am Ende eines jeden Kapitels zwei oder drei Schlagworte zur Internetrecherche. Doch hier möchten wir anmerken, dass man bitte nicht leichtfertig nach diesen googeln sollte. Denn gerade wenn es um die Gewalt in Syrien geht, stößt man schnell auf grausame Bilder und Youtube-Videos, die sich insbesondere Jugendliche nicht anschauen sollten. Doch auch bei der Suche nach Themen die Rassismus betreffen ist Vorsicht geboten. Schnell kann man hierbei auf fragwürdige Seiten gelangen. Daher eine Bitte an alle Eltern: Seht euren Kindern zumindest über die Schulter, wenn sie weiterführende Informationen sammeln wollen.

Zusammengefasst ist "Sommer unter schwarzen Flügeln" ein verstörender und ergreifender Roman über aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft. Ohne zu beschönigen erzählt Peer Martin vom Krieg in Syrien und der Gewaltbereitschaft rechtsradikaler Gruppierungen. Wenngleich die Handlung keine leichte Kost ist, ist das Buch ist ein wichtiger Beitrag, insbesondere für Jugendliche Leser ab 16 Jahren.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2015
  • Umfang:
    496 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    16 Jahre
  • ISBN 13:
    9783789142970
  • Preis (D):
    19,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
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  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:

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