Sternengreifer

von Antoinette Lühmann
Rezension von Janett Cernohuby | 07. April 2015

Sternengreifer

Es gibt Menschen, die sich hohe Ziele stecken. Ziele, die unerreichbar scheinen und die von dem Betroffenen alles abverlangen. So mancher, der nach den Sternen greift, erlebt herbe Rückschläge und Enttäuschungen. Gibt man auf oder kämpft man weiter für seine Träume? Der Protagonist des Jugendromans "Sternengreifer" zählt eher zu letzteren.

Benedict und sein Freund Albert wachsen im Waisenhaus auf. Benedict liebt die Welt der Technik. Er träumt nicht nur davon, ein großer Erfinder zu werden, er ist auch von dem Gedanken beseelt, mit einem Luftschiff zu fliegen. Er hofft darauf, bei einem Werkzeugmacher in die Lehre gehen zu dürfen. Doch dann soll alles anders kommen. Sein Freund Albert bekommt die heiß ersehnte Lehrstelle, während Benedict beim Schuster lernen soll. Doch anstatt seine Stelle anzutreten, geht er nach Paris und versucht dort, bei seinem Vorbild, dem Luftschiffbauer Henri Giffard, in die Lehre zu gehen. Doch Paris und seine Bewohner scheinen Benedict nicht wohlgesonnen zu sein. Er wird überfallen, des Diebstahls beschuldigt und von dem rücksichtslosen Industriellen Charles Godin gejagt...

Antoinette Lühmann nimmt die Leser in ihrem Roman "Sternengreifer" mit in das Paris Napoleons III., zur Zeit des zweiten Kaiserreichs. Einem Paris, in dem die industrielle Entwicklung das wirtschaftliche und gesellschaftliche Bild verändert. Fabriken führen zu wirtschaftlicher Stärke und der Glanz des Empires soll sich auch in seiner Hauptstadt Paris wiederspiegeln. Die kleinen, viel zu dicht bebauten Gassen sollen breiten, prächtigen Straßen weichen. Schmutz und Abwasser sollen nicht mehr zum Fenster hinausgeleert werden, sondern durch eine neue, viel bessere unterirdische Kanalisation fließen. Genau zu diesem Zeitpunkt des Umbruchs betritt Benedict, und damit der Leser, die Metropole. Wortgewandt beschreibt Antoinette Lühmann Straßen, Häuser und Menschen. Man hat beim Lesen das Gefühl, direkt in Paris zu sein, mitten im Gewimmel von Straßen und Menschen zu stehen. Man belauscht die Arbeiter, als sie sich darüber auslassen, dass man das (Opern-)Haus wohl niemals trocken bekommen würde und vermutlich nur die Kanalratten darin singen werden. Sofort hat man ein Bild des Pariser Opernhauses vor Augen, mit seinem unterirdischen See...
Doch nicht nur sprachlich überzeugt die Autorin. Auch die Handlung selbst weiß zu fesseln und den Leser mitzureißen. Spannend und packend erzählt die Autorin von den Experimenten der beiden Freunde innerhalb der Mauern des Waisenhauses, Benedicts Wut und Verzweiflung, als er vom geplatzten Traum seiner Lehre erfährt. Von seinem übereilt gefassten Entschluss nach Paris zu gehen um hier seinen Traum, ein großer Erfinder zu werden, zu nachzujagen. Daneben spinnt sie noch zwei weitere Handlungsstränge um den gierigen Monsieur Charles Godin und die Nonne Marie. Wer sind die beiden? Was treibt sie an? Wie passt alles zusammen? Und vor allem, was haben sie mit Benedict zu schaffen? Nach und nach verweben sich die Handlungsstränge und führen zu einem großen Finale.
So wird das Buch zu einem packenden Roman, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und nicht mehr loslässt.

Zusammengefasst ist Antoinette Lühmanns "Sternengreifer" ein mitreißender und fesselnder historischer Roman für jugendliche Leser. Die Autorin entführt diese in das Paris des Jahres 1860, zu den Anfängen der Luftschifffahrt. Man wird Teil eines spannenden Abenteuers und erfährt, dass es sich lohnt, für seine Träume zu kämpfen. Hier liegt ein Jugendroman vor, den wir einfach nur empfehlen können.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2015
  • Umfang:
    352 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783649615354
  • Preis (D):
    14,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
    Keine Bewertung

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