Agalstra

Antolin Quiz
von Anna Herzog
Rezension von Janett Cernohuby | 18. Juni 2018

Agalstra

Krähen und Raben werden in Geschichten gerne als unheilverkündende Boten eingesetzt. Wo sie auftauchen, kann man sich sicher sein, dass in der Vergangenheit ein schreckliches Unheil geschehen ist. Manchmal gibt es aber auch nur ein drohendes Unheil. Anna Herzog bediente sich für ihren Kinderroman ebenfalls eines Vogels mit dunklem Gefieder - jedoch ist dieses auch mit weiß versetzt: jenes der Elster. Zu althochdeutsch Agalstra.

Zwei Wochen Theaterspielen

Merle und ihr kleiner Bruder Felix sind aufgeregt. In den Ferien nehmen sie an einem zehntägigen Theater-Workshop teil, der auf einer alten Burg abgehalten wird. Doch es ist nicht irgendeine Burg, zu der sie fahren. Nein, denn in dieser Gegend ist Merles verstorbene Mutter aufgewachsen, hat versucht, die Burgmauern hinaufzuklettern und mach anderes Abenteuer erlebt.
Doch für Merle und Felix dreht sich zunächst alles um den Workshop. Hierfür sollen sie zusammen mit anderen Teilnehmern ein eigenes Stück verfassen und am Ende aufführen. Zunächst will ihnen keine rechte Idee kommen, doch dann finden sie im Keller der Burg eine Truhe mit alten Kostümen. Kaum haben sie diese anprobiert, geschieht etwas Seltsames. Die Grenzen der Wirklichkeit verschwimmen und die Kinder finden sich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Sie übernehmen die Persönlichkeit früherer Burgbewohner und spielen deren tragische Geschichte nach. Doch ist es wirklich nur ein Nachspielen? Oder treiben die alten Kostüme ein grausames Spiel mit ihnen? Welche Rolle trägt dabei der alte griesgrämige Graf? Was bedeutet die seltsame Innschrift über dem Burgtor und was hat es mit der Melodie auf sich, die Merles Mutter früher immer gesummt hat?

Düster, fesselnd, magisch

Anna Herzog hebt den Vorhang und entführt ihre jungen Leser in ein spannendes und phantastisches Abenteuer. Düster, bedrohlich und mysteriös präsentiert sich diese Geschichte, deren Stimmung schnell auf den Leser überspringt.
Das Setting ist ein Feriencamp, welches unter dem Motto eines Theater-Workshops läuft. Somit treffen wir hier hauptsächlich auf junge Handlungsfiguren mit ihren typischen Problemen. Zwei verschiedene Gruppen - die einen oberflächlich und die anderen bodenständig - sollen im Rahmen dieses Ferienlagers ein Theaterstück entwerfen, proben und aufführen. Streit und vor allem Rivalität sind hier natürlich vorprogrammiert. In diese Rahmenhandlung lässt Anna Herzog nun die mysteriöse und durchaus bedrückende Geschichte der Burg einfließen. Was ist hier vor vielen hundert Jahren geschehen? Welche Geschichte spielen Merle, Felix und ihre Freunde noch einmal nach, während sie in die alten Kostüme schlüpfen, die sie im Keller gefunden haben? Welches düstere Geheimnis, welcher dunkle Schatten liegt auf der Burg und lässt Burgherren und Dorfbewohner nicht zur Ruhe kommen? Nach und nach kommen Merle und Felix diesem auf den Grund. Doch nicht ohne Gefahr für sie selbst. Das führt zu einem ziemlich spannenden Finale und vor allem einer Theateraufführung, die es in sich hat.
Geschrieben für Leser ab zehn Jahren, fesselt die Handlung von Anfang an. Die Ereignisse haben Raum, um sich aufzubauen, ebenso die Handlungsfiguren. Man lernt die wichtigsten kennen und kann sich mit ihnen vertraut machen. Anfänglich fällt es dem Leser jedoch etwas schwer, sich in die Rückblicke einzufinden, in denen Merle und die anderen die Geschichte aus der Vergangenheit noch einmal erleben. Zu hart sind hier die Szenenwechsel. Da diese durch ein anderes Schriftbild und eine Zierleiste am Rand gut zu erkennen sind, erschließen sie sich im Verlauf der Handlung besser. Was jedoch bis zum Ende erhalten bleibt, ist ein anspruchsvoller Erzählstil. Doch gerade der macht das Buch auch für eine ältere Zielgruppe noch spannend.

Der neue Kinderroman "Agalstra" von Anna Herzog ist keine leichte Sommerlektüre, sondern bringt eine wesentlich düstere und vor allem geheimnisvolle Stimmung mit. Ein zweiwöchiger Theater-Workshop auf einer alten Burg, verzauberte Kleider im Burgkeller und ein dunkles Geheimnis das darauf wartet, gelüftet zu werden. Das sind die Ingredienzien für diesen Roman, der einen anspruchsvollen Erzählstil hat, aber gerade dadurch seine bedrohliche Stimmung gut für die Leser transportiert.

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