Farbe, Eule, Stift und Katze

Antolin Quiz
von Claudia Gürtler, Renate Habinger (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 15. Dezember 2025

Farbe, Eule, Stift und Katze

Kinder malen gerne. Gibt man ihnen ein Blatt Papier und Stifte, legen sie sofort los. Genau wie Mina, die aber nicht nur ein Blatt Papier in die Hand bekommt, sondern gleich mehrere.

Wenn die Kreativität erwacht

Genauer gesagt, ist es ein ganzes Buch mit leeren Seiten, das sie an Weihnachten unter dem Baum findet; dazu gibt es noch eine Schachtel mit Stiften, Farben und Pinsel. Sofort ist Minas Begeisterung geweckt und sie versucht sich gleich an ihrem ersten Motiv, einer Katze. Sie gelingt nicht sofort und Mina versucht sich an einer Eule. Auch diese ist nicht ganz so einfach zu zeichnen. Aber Mina malt weiter. Eulen, Katzen, einen Baum, ein Zuhause für die Tiere. Sie malt ihnen eine Familie; der Eule viele Eulenjunge, der Katze viele Kätzchen. Bis sich irgendwann die Katze beschwert. Es seien zu viele Eulen da, während die Eule meint, es gäbe seitenweise nur Katzen. Plötzlich will Mina nichts mehr gelingen. Weder Eule noch Katze. Vor lauter Wut reißt Mina die Seiten aus ihrem Buch, taucht sie in schwarze Farbe. Verschwunden sind Eulen und Katzen, zurück bleibt ein Gefühl von Frust und Traurigkeit.
Bis das nächste Weihnachtsfest kommt und unter dem Baum wieder ein Buch liegt. Eines mit leeren Seiten und viel Raum - für Kreativität, für Fantasie.

Farbe, Eule, Stift und Katze

Ein Plädoyer an die Fantasie

Claudia Gürtlers Geschichte, genauso wie Renate Habigners Illustrationen, präsentierten sich auf vielschichtiger Ebene. Wir haben das Mädchen Mina, das zu Weihnachten Zeichenutensilien bekommt und ihre Begeisterung für das Malen entdeckt. Anfangs holprig, dann voller Enthusiasmus und schließlich folgt, was wohl jeder Kunstschaffende kennt: ein Tief, das einen glauben lässt, völlig unbegabt zu sein, und schließlich der Neustart.
Doch die Geschichte ist mehr. In ihr geht es um Kreativität und um Fantasie. Es geht ums Scheitern und ums Weitermachen. Und es geht um Vorstellungskraft, die sich jenseits von Papier und Farbe bewegt. Denn Minas Katzen und Eulen werden lebendig. Wie von selbst scheinen sie die Seiten zu füllen, erzählen ihre eigenen Geschichten, erleben Abenteuer, entwickeln sich. So wie sich auch Minas Zeichentalent entwickelt. Anfangs werden ihre Zeichnungen als nicht ganz gelungen bezeichnet, doch je mehr sie malt, desto zufriedener ist sie. Zumindest hat es den Anschein, bis Mina an sich zu zweifeln beginnt. Sind die Eulen wirklich gut gezeichnet oder sitzt der Schnabel vielleicht zu schief? Und die Katze; ist ihr Schwanz nicht vielleicht zu kurz? Mit einem Mal glaubt Mina, nichts mehr zu können. Wer kennt das nicht? Die Zweifel an sich selbst; ob man wirklich gut genug ist oder es sich nur einbildet. Mina hört auf zu malen, doch noch immer sind da die Eule und die Katze, die sie nicht loslassen. Die im Verborgenen sitzen und dem Mädchen zuflüstern. Sie soll es noch einmal versuchen, noch einmal neu anfangen und schauen, wohin ihr Weg sie führt.
Diesen Auftrag geben Autorin und Illustratorin an ihr junges Lesepublikum weiter. Gebt nicht auf, macht weiter, glaubt an euch, seid kreativ und schaut, wohin euer Weg euch führt. Denn nicht nur die Fantasie ist grenzenlos, auch die Kreativität lässt sich durch nichts einsperren. Nicht durch die Deckel eines Buches und auch nicht durch schwarze Farbe, die sich wie ein Vorhang über die Bilder legt.

Farbe, Eule, Stift und Katze

„Farbe, Eule, Stift und Katze“ ist ein Plädoyer an die Fantasie, es ist eine Hommage an die Kreativität und eine Einladung an Kinder, es einfach einmal auszuprobieren. Es gibt kein Richtig oder Falsch, kein Gut oder Schlecht. Es gibt vielleicht manchmal Schaffenskrisen, aber aus denen kann man immer herausfinden - wenn man an sich glaubt und es immer wieder probiert. So wie Mina.

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