Elefanten weinen nicht

Antolin Quiz
von Gesa Neitzel, Julian Meyer (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 03. Mai 2023

Elefanten weinen nicht

Es gibt viele Vorstellungsbilder, die pauschal festlegen, wie sich bestimmte Personen in bestimmten Momenten zu verhalten haben, und wie nicht. Jungs sind tapfer und weinen nicht, Mädchen sind brav und immer rosa angezogen. Es wird Zeit, mit diesen Klischees Schluss zu machen und vor allem Kinder zu bestärken, zu ihren Gefühlen zu stehen. Dafür haben Gesa Neitzel und Julian Meyer ein ganz besonders witziges und warmherziges Bilderbuch geschaffen.

Die Erwartungen der anderen

Da staunt Manguste Matti nicht schlecht, als an diesem Morgen ein großes graues Ding den Weg aus seiner Höhle versperrt. Elias, der alte Elefant, hat sich auf den Eingang gesetzt. Ihm laufen dicke Tränen über das Gesicht, doch kaum bemerkt er Matti, entschuldigt er sich für sein Verhalten. Schließlich zählen Elefanten zu den größten und mächtigsten Tieren in der Savanne und solche Tiere weinen nicht. Darüber kann Matti nur lachen. Ihm ist es egal, was andere erwarten, er macht, was er für richtig hält. Und er kennt viele andere Tiere, die auch nicht das tun, was man von ihnen erwartet. Etwa den Löwen, der sich fürchtet, oder die Leopardendame, die ein Äffchen beschützt. Matti kann nichts Falsches daran erkennen, sich so zu verhalten, wie man sich gerade fühlt. Vor allem dann nicht, wenn die Traurigkeit groß ist und die Tränen hinauswollen. Dann darf selbst ein großer Elefant Gefühle zeigen und weinen.

Elefanten weinen nicht

Große Gefühle und farbenprächtige Illustrationen

Noch immer gibt es viel zu viele allgemeingültige Vorstellungsbilder davon, wie man zu sein hat. Noch immer muss man sich in vorgegebene Verhaltensmuster zwängen und seine Gefühle entsprechend der Situation anpassen.
Aber warum? Nur weil man Gefühle zeigt, zu denen man steht, weil man seine Träume auslebt, ändert das doch nichts an der Person selbst. Elefant Elias bleibt groß und mächtig, auch wenn er traurig ist. Genau das ist die Botschaft, die hinter Gesa Neitzels warmherziger Tiergeschichte steckt. Herausgelöst aus dem typischen Setting in Familie, Kindergarten oder Schule, bringt sie das Thema Stereotypen in die Tierwelt. Auch hier gibt es immer wieder Beispiele für Tiere, die sich ganz anders als ihre Artgenossen verhalten. Dennoch werden sie akzeptiert und geliebt. Das zeigt Matti seinem neuen Freund und macht ihm damit klar, dass Gefühle absolut okay sind und dass man zu ihnen stehen darf. Einfühlsam beschreibt die Autorin die neu gefundene Freundschaft zwischen dem großen Dickhäuter und dem kleinen Säugetier, die ja schon die erste Stereotype durchbricht. Damit bringt sie eine wichtige Botschaft an die junge Leserschaft und ermutigt sie dazu, so zu sein, wie sie sich fühle. Sie bestärkt Kinder darin, ihre Gefühle zuzulassen und sie anzunehmen wie sie sind. Denn jeder hat ein Recht dazu und braucht sich dafür auch nicht zu schämen.
Julian Meyer schuf die Bilder zu dieser warmherzigen Geschichte. Sie sind farbenprächtig, strahlen viel Wärme und Zuversicht aus. Dazwischen setzt er witzige Akzente bei Tiergesichtern oder ihrem Verhalten. Dieses Zusammenspiel lässt charmante Kulissen und Szenen entstehen, die nicht nur die Handlung selbst wunderbar nacherzählen, sondern die bestärkende Wirkung hervorheben. Beides passt einfach wunderbar zusammen.

Elefanten weinen nicht

„Elefanten weinen nicht“ ist ein warmherziges und gefühlvoll erzähltes Bilderbuch. Darin zeigen die Autoren, dass man sich nicht in althergebrachte Rollenbilder zwängen muss, um geliebt und respektiert zu werden. Man darf so sein und sich so fühlen, wie man möchte. Das ist die Botschaft, mit der dieses Bilderbuch Kinder bestärken möchte.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gefühl:
  • Illustration:

Könnte Ihnen auch gefallen: