Krieg und Freundschaft

von Dolf Verroen, Charlotte Dematons (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 17. November 2016

Krieg und Freundschaft

Über den zweiten Weltkrieg gibt es zahlreiche Bücher. Schicksalsberichte von Überlebenden der Konzentrationslager, Romane von Zeitzeugen und Geschichten über fiktive Charaktere, die diese Zeit miterlebten. Es gibt Sachbücher, Romane und Bücher für Kinder. Dolf Verroen fügte dieser Bandbreite ein weiteres Kinderbuch hinzu. In "Krieg und Freundschaft" lässt er einen niederländischen Jungen zu Wort kommen, der von seinen Erlebnissen während der Kriegsjahre erzählt.

Deutsche Truppen sind in den Niederlanden eingefallen und von einem Tag auf den nächsten ändert sich Joops Leben völlig. Eine jüdische Mitschülerin darf nicht mehr in die Schule. Jüdische Nachbarn werden plötzlich verschleppt. Die Schule wird zeitweise geschlossen. Seine Familie versteckt Leute des Widerstands in ihrer Wohnung. Andere Familien hingegen sympathisieren mit den Deutschen Besetzern, verraten langjährige Freunde und Nachbarn. Keiner traut mehr dem Anderen. Auch Joops bester Freund Kees gehört zu solch einer Mitläufer-Familie. Was bedeutet das für ihre Freundschaft?

"Krieg und Freundschaft" ist ein erschütternder und ergreifender Kinderroman. Er erzählt von einem eingangs neunjährigen Joop, der den zweiten Weltkrieg in den Niederlanden miterlebt. Lebendig geschrieben und mit einer kindgerechten Sprache versehen, erzählt er von dem Schrecken und den Grausamkeiten jener Zeit. Er berichtet von der täglichen Angst vor den Fliegerangriffen, von dem Verlangen sich gegen die Besetzer aufzulehnen, Leute vor ihnen zu verstecken und immer zu hoffen, nicht entdeckt zu werden. Er erzählt von Menschen, die Juden helfen. Er erzählt von Mitläufern und Verrätern, von Willkür und Gewalt. Er erzählt von Hunger und dem Kampf ums Überleben. Dolf Verroen beschwört mit seinem Buch eine vergangene Zeit herauf, zeigt anhand einer Familie eine Momentaufnahme und lässt die Geister und Schrecken für die Leser wieder lebendig werden. Die Sprache ist lebendig, ebenso wie die Handlung. Wir erleben die diese Zeit aus Sicht eines zunächst neunjährigen und später vierzehnjährigen Jungen. So haben insbesondere Kinder die Gelegenheit abseits von politischen und gesellschaftlichen Aspekten jene Zeit zu betrachten. Sie erfahren, wie Kinder in ihr gelebt haben, was sie gedacht und wie sie sich gefühlt haben. Zwar achtet der Autor genau darauf, die Schilderungen ihrem Alter gemäß anzupassen, trotzdem lässt er aber Strafarbeiten oder Exempel, bei denen gleichaltrige Freunde willkürlich erschossen werden, nicht aus. Besonders die zuletzt erwähnte Szene erschüttert, darf aber im Buch keineswegs fehlen. Denn durch sie wird deutlich, dass Krieg keine Rücksicht auf Kinder nimmt.

Dolf Verroen hat mit seinem Kinderbuch "Krieg und Freundschaft" ein großartiges Kinderbuch und eine bewegende Geschichte aus der Zeit des zweiten Weltkriegs geschrieben. Sie berührt und erschüttert und schildert den Schrecken der Besatzung mit den Augen eines Kindes. Es ist ein großartiges Buch, das durch stimmungsvolle Illustrationen abgerundet wird.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:
  • Gefühl:
  • Illustration:

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