Lotta und die Krümel


Eine glutenfreie Geschichte
von Abigail Rayner, Molly Ruttan (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 17. Mai 2022

Lotta und die Krümel

Zöliakie ist nichts, woran nur Erwachsene erkranken. Auch Kinder leiden unter der Autoimmunerkrankung, bei der der Körper eine Unverträglichkeit gegen Gluten entwickelt. Wird diese Krankheit diagnostiziert, bedeutet dies eine strenge Diät, bei der Gluten in jeglicher Form vermieden werden muss. Selbst wenn es nur Krümel auf einem Teller sind. Das ist bereits für Erwachsene eine große Herausforderung, doch für Kinder bedeutet das zudem Verzicht und sich ausgeschlossen zu fühlen. „Lotta und die Krümel“ ist eine glutenfreie Geschichte, die von einem Mädchen erzählt, das seinen Weg findet. mit dieser Krankheit umzugehen.

Wenn selbst kleine Krümel große Schäden anrichten

Lotta leidet unter Zöliakie, weswegen sie kein Brot, keine Kekse, keine Pizza und auch keinen Geburtstagkuchen mehr essen darf. Darum geht das Mädchen nicht mehr gerne auf Geburtstagsfeiern. Denn dort besteht die Gefahr, dass sie sich Speisen nimmt, die zwar kein Gluten enthalten, aber eventuell damit in Berührung gekommen sind. Lotta fühlt sich einsam, zieht sich zurück und hat das Gefühl, von allem ausgeschlossen zu sein. Da entdeckt sie, dass es auch Tiere gibt, die kein Brot fressen sollten. Von nun an setzt sie sich für diese Tiere ein, erklärt Familien im Park, warum sie Enten nicht mit altem Brot füttern dürfen, oder der Nachbarin, warum in Milch eingeweichtes Brot für Igel ungesund ist. Damit hat Lotta zwar eine Aufgabe, aber sie ist nach wie vor einsam. Als das Erntedankfest bevorsteht, hat Lotta eine prima Idee, wie sie sich für sich selbst einsetzen und andere zur Rücksicht bewegen kann. Plötzlich ist Lotta nicht mehr einsam, sondern hat einen Weg gefunden, ihre Umwelt zu sensibilisieren.

Lotta und die Krümel

Zöliakie fordert Rücksicht von allen

Wenn die Diagnose Zöliakie fällt, findet im ersten Moment ein Aufatmen statt. Endlich weiß man, woher die Beschwerden kommen. Auf den zweiten Blick wird jedoch klar, was diese Diagnose für den Betroffenen bedeutet. Denn mit dem Verzicht auf glutenhaltige Ernährung ist es dann noch lange nicht getan. Auch Geschirr, Besteck, Aufbewahrungsbehältnisse und andere Küchenutensilien dürfen absolut nicht mit irgendwelchen glutenhaltigen Produkten in Berührung kommen. Schon ein Krümel kann bei Betroffenen zu Beschwerden führen. Das zu verstehen ist für Erwachsene bereits als Herausforderung und schwer umzusetzen, wie viel schwieriger ist es aber für Kinder? Abigail Rayners und Molly Ruttans Bilderbuch will betroffene Familien eine Möglichkeit bieten, um mit Kindern über Zöliakie zu sprechen. Aber auch in Kindergruppen kann das Buch zum Einsatz kommen, um Brücken zu.
Seltsam mutet dabei jedoch der Vergleich zwischen Tieren und Menschen an. Mit diesem Abschnitt wollte die Autorin eine Brücke bauen zwischen der einsamen, sich ausgeschlossen fühlenden Lotta und ihrem Mut, offen mit anderen zu reden und um mehr Rücksicht zu bitten. Auch wenn wir die Intention dahinter verstehen, kann dieser Abschnitt nicht wirklich überzeugen. Ansonsten gelingt es Abigail Rayner gut, Lottas Situation, angefangen bei den Gründen für ihre Diät, bis hin zu Lottas Gefühlswelt, an die Leserschaft zu vermitteln. Seit dem Mädchen die Diagnose Zöliakie gestellt wurde, fühlt sie sich alleine und ausgeschlossen. Damit wirkt der erste Teil des Buchs sehr traurig. Doch das ändert sich, als Lotta sich erst für Tiere einsetzt und dabei den Mut findet, mit anderen Kindern über ihre Glutenunverträglichkeit zu sprechen.
Getragen wird die Geschichte von lebendigen Illustrationen. Molly Ruttan zeichnete Bilder, in denen wir einerseits die gefährlichen und oft bedrohlich wirkenden Krümel sehen. Dem gegenüber liegen dann auch krümelfreie Szenen. Um dieses ernste Thema und vor allem den traurigen Anfang abzumildern, wohnt in den Zeichnungen ein feiner Witz inne.
Das Buch endet mit einem aufklärenden Nachwort zu der Autoimmunerkrankung selbst. Zudem finden sich auf den Vorsatzseiten Beispiele für glutenhaltige und glutenfreie Getreide und Mehlsorten. Das gibt einen guten ersten Überblick, der dazu anregt, sich nach weiterführenden Informationen umzusehen.

Lotta und die Krümel

In ihrem Bilderbuch „Lotta und die Krümel“ stellen Abigail Rayner und Molly Ruttan ein Mädchen vor, das unter Zöliakie leidet und sich damit einsam und alleingelassen fühlt. Die Autorinnen zeigen wie es sich für Betroffene anfühlen kann, schlagen aber auch eine Brücke für mehr Rücksichtnahme und Verständnis. Ein Buch, das Kinder und Familien abholt, die plötzlich ihre Ernährung und damit auch ihr Leben umstellen müssen.

Details

Bewertung

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