Bergkristall

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Der Heilige Abend
von Anita Sansonne Cotti, Adalbert Stifter, Maja Dusíková (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 17. November 2021

Bergkristall

Allmählich hält Weihnachten Einzug. Innenstädte sind mit Lichterketten geschmückt, von Weihnachtsmärkten strömt uns der Duft von Punsch und Naschereien entgegen und in den Häusern brennen Kerzen. Weihnachten ist die Zeit, in der wir Traditionen pflegen und alten Bräuchen nachgehen. Es ist auch die Zeit, in der wir alte Geschichten neu entdecken. Anita Sansonne Cotti und Maja Dusíková haben eine solche Erzählung neu entdecket, und zwar jene von Adalbert Stifter, in der sich zwei Kinder in der Weihnachtsnacht auf einem Berg verirrten.

Eine Weihnachtsgeschichte über das Ankommen

Millsdorf und Gschaid - zwei Bergdörfer, die durch einen Gebirgspass getrennt sind. Zwei Dörfer, dessen Bewohner sich gegenseitig als Fremde betrachten. Ein Schuster aus Gschaid hat die Millsdorfer Färbertochter geheiratet, die jedoch nie in Gschaid akzeptiert wurde. Zusammen haben sie zwei Kinder, Sanna und Konrad, die an jenem schicksalsträchtigen Weihnachtstag ihre Großeltern in Millsdorf besuchen und ihnen Weihnachtsgaben bringen. Auf dem Rückweg über den Pass werden die Kinder von einem Schneesturm überrascht. Da sie den Weg nicht mehr finden, verlaufen sie sich und geraten immer tiefer ins Gebirge. Sie finden Zuflucht in einer Höhle, wo sie die Nacht ausharren. Währenddessen machen sich die Einwohner beider Dörfer auf die Suche nach den Kindern und finden sie am nächsten Morgen müde und wohlauf.

Bergkristall Der Heilige Abend

Ergreifende Geschichte über Akzeptanz und Ankommen

Auch wenn diese Erzählung schon über 175 Jahre alt ist, ist ihre Thematik immer noch aktuell. Damit ist nicht nur das Weihnachtsmotiv gemeint, sondern die Vorurteile beider Dörfer und die Weigerung, jemanden in ihre Gemeinschaft aufzunehmen.
Ergreifend erzählt Adalbert Stifter von diesen beiden Kindern, die sich ausgerechnet an Weihnachten im Gebirge verlaufen. Zu Weihnachten – in jener Nacht, in der Familien glückselig um den Weihnachtsbaum sitzen, machen sich zwei Dörfer große Sorgen um ein Geschwisterpaar. Doch gerade in diesen Sorgen, in diesen Ängsten kommen sie einander näher. Man sagt oft, Weihnachten brächte den Frieden und genau das trifft hier so wunderbar zu. Adalbert Stifter bringt durch die verlorenen Kinder zwei Dörfern ihren Frieden, lässt sie aufeinander zugehen und macht aus Fremden endlich Freunde. Diese Veränderungen schilderte der Autor im Zusammenhang mit dem schönsten Fest des Jahres, aber auch anhand der Kräfte der Natur. Das wird noch einmal in Maja Dusíková grandiosen Illustrationen deutlich. Eisige Schneestürme und kalte Winternächte setzte sie wunderbar in Szene. Ihnen wohnt nicht nur die Einzigartigkeit der Natur inne, sie spiegeln auch den Zauber der Weihnacht wider, wenn die Kinder eng beieinander in der Steinhöhle sitzen und über ihnen am klaren Nachthimmel ein Stern hell erleuchtet. Ganz deutlich spürt man Zuversicht und Hoffnung, die schon in der nächsten Szene mit dem anbrechenden Morgen bestätigt wird.
Es ist kein Zufall, dass Adalbert Stifter seine Geschichte am Heiligen Abend spielen lässt, auch wenn sich an jedem anderen Tag des Jahres hätte zutragen können. Doch in keiner Nacht hätte sie so viel Kraft und so viel Bedeutung gehabt, wie in einer Weihnachtsnacht. Damit auch heute noch Kinder und Familie diese Kraft spüren, hat Anita Sansonne Cotti den Klassiker behutsam nacherzählt. Mit Bedacht kürzte sie an einigen Stellen, behielt aber eine traditionelle Erzählweise bei. So geht der Zauber und die Kraft dieses Buches auch in dieser Neufassung nicht verloren.

Bergkristall. Der Heilige Abend
Bergkristall. Der Heilige Abend

„Bergkristall. Der Heilige Abend“ ist die wohl ergreifendste Erzählung von Adalbert Stifter, die trotz ihres hohen Alters nichts an Aktualität verloren hat. Anita Sansonne Cotti und Maja Dusíková erzählen diese Weihnachtsgeschichte neu, ohne dabei jedoch ihre Kraft und ihre Bedeutung zu zerstören. Ein wunderschönes Weihnachtsbuch für die ganze Familie.

Fotos von Bohem Verlag

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