Das Traumfresserchen und Das kleine Lumpenkasperle

von Michael Ende
Rezension von Stefan Cernohuby | 12. September 2018

Das Traumfresserchen und Das kleine Lumpenkasperle

Auch wenn man ihn gerne auf seine längeren und kürzeren Romane reduziert, Michael Ende hat weit mehr geschrieben als nur „Die unendliche Geschichte“, „Momo“, „Jim Knopf“ und zeichenfressende Wunschpünsche. Es gibt Singspiele und kurze Geschichten für Kinder, die ebenfalls sehr beliebt sind. Zwei dieser Werke sind in Hörspielfassung bei Silberfisch erschienen. „Das Traumfresserchen“ und „Das kleine Lumpenkasperle“.

In einem Reich, in dem der beste Schläfer König sein darf, sind Albträume so ziemlich die unbeliebteste Störung. Doch die Tochter des Königs hat tatsächlich schreckliche Albträume und jede Therapie und Heilmethode versagt. So bleibt dem König nur noch eine letzte Hoffnung. Er muss das Traumfresserchen suchen. Eine Kreatur, die sich von bösen Träumen ernährt und die man mit einem Reim dazu bringen kann, ihre Arbeit aufzunehmen. Doch das ist nicht ganz ohne Gefahr...
Kinder und Spielzeuge haben eine seltsame Beziehung zueinander. Sie werden geliebt und wandern doch irgendwann in eine Ecke, wo sie vergessen werden. So geht es auch dem kleinen Lumpenklasperle. Einem lustigen Gesellen, der aus bunten Stoffresten zusammengenäht wurde. Es soll dem Bübchen, dem er gehört, Spaß machen. Doch irgendwann wendet sich der Kleine anderem Spielzeug zu. Und da beginnt eine Reise des Schreckens für das Spielzeug – obwohl es irgendwann doch vermisst wird.

Zwei Hörspiele finden sich auf der Silberfisch-CD. Diese sind sehr unterschiedlich angelegt. Bei „Das Traumfresserchen“ gibt es zahlreiche Charaktere, die auch miteinander interagieren und die in ihren Rollen aufgehen. Da hat man das Gefühl, wirklich einen verzweifelten König auf der Suche nach einer Heilmöglichkeit für seine Tochter zu begleiten. „Das kleine Lumpenkasperle“ ist ein Dialog zwischen einem Erzähler und einem kleinen Mädchen. In beiden Hörspielen nehmen Wiederholungen eine wichtige Rolle ein. Während es beim Traumfresserchen der magische Spruch desselben ist, gibt es beim Lumpenkasperle einen ganz anderen Hintergrund. Denn da wird permanent wiederholt, was das Lumpenkasperle eigentlich tun sollte. Spaß machen. Wem? Na dem Büblein.
„Das Traumfresserchen“, das als Singspiel konzipiert war, weicht in dieser Fassung ein wenig von der ursprünglichen Geschichte ab. Doch das macht nichts, Kinder finden die Geschichte spannend und witzig. Etwas überraschend ist, dass auch das zweite Hörspiel durchaus positiv aufgenommen wird, obwohl die Hauptfloskel der Geschichte gefühlte 50 Mal wiederholt wird Tatsächlich erinnern sich Kinder sogar mitunter beim Hören daran, dass sie ebenfalls ein geliebtes Stofftier und Spielzeug haben, dem sie schon längere Zeit nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt haben. Und wenn ein Hörbuch von Michael Ende Kinder über ihr Konsum- und Spielverhalten anregt, ist es allein dafür schon wert, angehört zu werden.

Auch wenn „Das Traumfresserchen“ und „Das kleine Lumpenkasperle“ nicht die größten und besten Geschichten von Michael Ende sind, wurden sie hier in Hörspielform toll umgesetzt. Und beide vermögen es immer noch, Kinder zum Nachdenken zu bewegen. Aus diesem Grund können wir das bei Silberfisch erschienene Doppelhörspiel mit gutem Gewissen empfehlen.

Details

Bewertung

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