Kalt bläst der Wind

von Michaela Holzinger
Rezension von Janett Cernohuby | 11. März 2016

Kalt bläst der Wind

Wenn sich der Wind dreht, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Zeiten ändern. Ist dieser Wind dann auch noch eisig und kalt, dann hat man nicht nur Gegenwind, sondern auch mit unangenehmen Änderungen zu rechnen. "Kalt bläst der Wind", das neue Jugendbuch von Michaela Holzinger, erzählt von solchen Veränderungen und man kann erahnen, dass hier nicht alles glücklich verläuft.

Seit dem Tod ihres Vaters ist Malenas Welt grau. Dabei hatte er ihr doch das bunte Leben gezeigt - auf Reisen und in seinen Bildern, die ihn berühmt machten. Doch nun fehlen die Farben. Das einzige was Malena geblieben ist, sind Erinnerungen und eine Mutter, die an diesem Schicksalsschlag zerbricht. Malena weiß, dass die Mutter als Kind ein schweres Leben hatte; aufgewachsen im Heim und ohne die Liebe der eigenen Eltern. Seit ihrer Kindheit trägt die Mutter einen Stein mit sich herum, der schwer auf ihrem Herzen lastet. Der Vater verstand es, diesen Stein kleiner und unbedeutender zu machen. Doch er ist nicht mehr da, er starb an Krebs.
Dann erreicht ein Brief Malenas graue Welt. Er berichtet vom Tod der Mutter ihrer Mutter, von deren Existenz sie bis dahin nicht einmal wusste. Was verheimlicht Malenas Mutter? Welche dunkle Erinnerung lastet auf ihrer Seele? Malena begibt sich heimlich auf die Suche nach Antworten und eine Reise in die Vergangenheit.

Mit ihrem Roman "Kalt bläst der Wind" hat die österreichische Autorin Michaela Holzinger ein unglaublich gefühlvolles, emotionales und trauriges Buch geschrieben. Die hierin erzählte Geschichte spielt kurz vor den Sommerferien, trotzdem scheint die Kulisse grau wie ein nasskalter Novembertag. Einzig die oxidroten Haare der Protagonistin stechen daraus hervor und bilden einen Farbtupfer, der wie ein Hoffnungsschimmer wirkt. Hoffnung darauf, dass doch noch alles ein gutes Ende nimmt. Das die Vergangenheit aufgeklärt und abgeschlossen wird und dass die Beteiligten Frieden finden können. Frieden mit sich selbst und Frieden untereinander.
Bis dahin ist es aber ein beschwerlicher Weg, besonders für Malena. Denn auf dem 14-jährigen Mädchen liegt eine große Last. Die Last eines Versprechens, das sie ihrem Vater auf dem Sterbebett gegeben hat. Die Last, den Schein über ein intaktes Familienkonstrukt zu wahren, das es jedoch nicht mehr gibt. Die Last durch eine falsche Äußerung, eine Bitte um Hilfe auch das letzte Bisschen Familie zu verlieren. Malena tut alles, um ihre Mutter und sich zu schützen. Aus Angst.
Für ihre 14 Jahre muss Malena bereits eine große Bürde tragen. Auch muss sie durch den Schicksalsschlag, der ihre Familie ereilte, sehr früh erwachsen werden und lernen, Verantwortung zu übernehmen. Sie tut dies, so gut es geht, wofür sie vom Leser Bewunderung erntet. Dass ihre Mutter nicht erst seit dem Tod des Vaters unter Depressionen leidet, wird in vielen Äußerungen Malenas deutlich. Scheinbar hat die Mutter sich immer in ihr Schneckenhaus zurückgezogen, während Malena mit ihrem Vater die farbenprächtige, weite Welt entdeckte.
Michaela Holzinger verwendet eine unglaublich schöne und klare Sprache. Die Stimmung ist traurig und bedrückend. Das Grau, aus dem Marlenas Welt besteht, ist auch für die Leser überall zu sehen. Das Buch selbst ist relativ kurz, doch der Autorin ist es meisterhaft gelungen, mit wenigen Worten eine tiefgründige Kulisse zu entwerfen.

"Kalt bläst der Wind" ist ein feinfühliger, gefühlvoller und trauriger Jugendroman. Sprache und Handlung fesseln den Leser und nehmen ihn mit in eine Familie, die so glücklich war und nun scheinbar gar nichts mehr hat. Doch nicht alles ist grau, es gibt Hoffnung auf einen Neuanfang. Insgesamt schuf Michaela Holzinger erneut ein Jugendbuch, das absolut lesenswert und meisterhaft gelungen ist.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2016
  • Umfang:
    184 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    13 Jahre
  • ISBN 13:
    9783851978278
  • Preis (D):
    12,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gefühl:

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