Eine Weihnachtsgeschichte

von Charles Dickens, Usch Luhn, Torben Kuhlmann (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 27. Oktober 2016

Eine Weihnachtsgeschichte

Es gibt Feste bei denen man nicht nur feiern soll, sondern sich auch auf deren Kern, deren Hintergrund besinnen. Gerade Weihnachten ist am besten dazu geeignet, ein Jahr im Rückblick zu betrachten und sich an seine Taten zu erinnern. Dies hat auch schon Charles Dickens festgestellt und dazu „Eine Weihnachtsgeschichte“ erzählt. Diese ist nun in einer Neuübersetzung von Usch Luhn für Kinder erschienen und wurde von Torben Kuhlmann illustriert.

Für Ebenezer Scrooge ist Weihnachten nichts als Unsinn und Schwindel. Während er hart arbeitet, scheinen alle anderen lediglich daran interessiert zu sein, an sein Geld zu kommen. Das gilt nicht nur für seinen Schreiber Bob, auch für die Menschen, die für die Armen sammeln. Lediglich sein Neffe Fred kommt, um ihm Frohe Weihnachten zu wünschen. Auch dies macht ihn ärgerlich, denn dadurch verliert er wertvolle Zeit. Als er seine Arbeitsstelle abends verschließt und dann nach Hause geht, trifft er dort seinen ehemaligen Partner Marley wieder. Scrooge & Marley, das war der Name ihres gemeinsamen Geschäfts. Dessen Geist warnt ihn vor, dass sein Leben am Abgrund steht und er sich von seinen Ketten lösen müsse. Drei Geister würden ihn aufsuchen, im Versuch ihm zu helfen. So kommt es auch. Der Geist der vergangenen Weihnacht – ein Kind und doch kein Kind – sucht ihn auf und zeigt ihm seine eigene Weihnachtszeit als Kind, jedoch auch all das, was er in der Vergangenheit verpasst hat. Dabei bleibt es nicht. Er hält auch Besuch vom Geister der gegenwärtigen Weihnacht, die gleichzeitig positive und negative Aspekte zeigt. Darunter die Freude über das Fest und das Zusammensein, sogar in ärmeren Familien – aber doch auch die Missstände und das Elend. Der Geist der zukünftigen Weihnacht ist allerdings der, der Scrooge am meisten Angst macht. Denn hier kann er sehen, was er über die Jahre bewirkt hat und wer ihm eigentlich nachtrauert, wenn es um sein Ableben geht. Niemand. Ob das nun ein Umdenken bewirkt?

Natürlich ist „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens den meisten Lesern bekannt. Sie gehört zu den unsterblichen Klassikern, die jedes Jahr in unterschiedlichen Varianten wieder auftauchen, egal ob als Hörspiel, Verfilmung oder eben für eine spezielle Leserschaft. So ist es kein Wunder, dass das Buch auch für eine junge Zielgruppe neu aufbereitet wurde. Dazu gehört auch die Entschlackung des Textes um etwas ältere Begriffe, die jungen Lesern möglicherweise kein Begriff mehr sind. So gibt es nun keinen „Humbug“ mehr, sondern eben „Unsinn“ und „Schwindel“. Darüber hinaus wurden einige Passagen, in denen es um Details des Lebens zur Zeit von Dickens ging, gekürzt. Etwas, das man auch ein wenig nachvollziehen kann, denn Kinder von heute fällt es sehr schwer, sich in die Lebensumstände im 19. Jahrhundert hineinzuversetzen. Dementsprechend kann man das dem Buch, beziehungsweise dem Bearbeiter, nicht allzu sehr ankreiden. Die Illustrationen von Torben Kuhlmann sind dem Inhalt angemessen. Zwar lassen sie den Leser nicht unbedingt sprachlos zurück oder ein bisher unbekanntes Genie feiern, doch sie fügen sich in die Handlung ein. Detailliert wo notwendig und vage wo es eben nicht vonnöten ist, geben sie die Eckpunkte der Handlung in optischer Form wieder. Insgesamt hat man ein schön gebundenes, stimmungsvolles Weihnachtsbuch, das man bedenkenlos und gemütlich gemeinsam mit seinen Kindern lesen kann.

„Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens wurde für die hier vorliegende Ausgabe von Usch Luhn bearbeitet, beziehungsweise nacherzählt und in ihrem Ausdruck modernisiert. Zusammen mit den Illustrationen von Torben Kuhlmann ist bei ellermann ein stilvolles Werk erschienen, das sowohl durch Text als auch durch die Optik überzeugen kann. Für jüngere Leser ist diese etwas kürzere Geschichte sicher kein Fehlkauf, vor allem wenn man gemeinsam etwas Weihnachtliches lesen möchte.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gefühl:
  • Illustration:

Könnte Ihnen auch gefallen: