Das Gefühl, am falschen Ort zu sein, hat jeder von uns schon mal erlebt. Dieser Moment ist nur kurz und geht zum Glück vorbei. Doch wenn man in seinem Zuhause, in seiner Nachbarschaft das Gefühl hat, nicht dazuzugehören, tief in seinem Herzen eine Sehnsucht an einen anderen Ort spürt, dann sollte man diesem nachgeben und sich auf die Suche machen. So wie Fiete Anders.
Ein Schaf, das auszog, sich selbst zu finden
Denn Schaf Fiete Anders heißt nicht nur so, er sieht auch anders aus als die anderen Schafe in seiner Herde. Mit seiner rotweiß gestreiften Wolle sitzt er immer abseits von ihnen und spürt tief in sich eine Sehnsucht. Nach einem Ort, wo er dazugehört, wo sein Anderssein richtig ist. Als eines Tages ein rotweiß gestreifter Ballon über Fietes Wiese fliegt, beschließt er, sich auf die Suche nach diesem Ort zu machen. Er folgt dem Ballon, der über Straßen und durch Städte führt, der Fiete andere rotweiß gestreifte Dinge zeigt, aber nie das, wonach sich das Schaf wirklich sehnt. Die Verzweiflung in Fiete wird größer und er glaubt bald nicht mehr daran, einen Ort zu finden, an den er gehören könnte. Bis er eines Tages ein wunderbares Rauschen hört und einen mächtigen Turm sieht. Einen Turm, der in den gleichen rotweißen Farben leuchtet, wie Fiete selbst. Fiete ist ans Meer gelangt, wo alles anders ist. Die Luft, das saftige Gras auf dem Deich und die vielen anderen Schafe. Ja, hier gehört Fiete hin und hier ist endlich der Platz, an dem Fiete sich zugehörig fühlt.
Die Sehnsucht nach Dazugehörigkeit
Zuhause ist der Ort, an dem wir uns geborgen fühlen. An dem wir frei und unbeschwert sind, Trost und Wärme finden und Personen um uns haben, die genauso fühlen wie wir. Fiete Anders ist zu Beginn der Geschichte nicht an einem solchen Ort. Er sucht ihn erst noch. Mit wenigen Worten und klaren Bildern erzählt Miriam Koch diese einfühlsame Geschichte. Dabei ist es vor allem die Schlichtheit des Gesamtwerks, die Fietes Suche so spürbar macht. Klare und deutliche Worte, die zugleich viel Raum für ungesagtes lassen, berichten von Fietes Suche. Darüber erstrecken sich ausdrucksstarke Bilder, aus denen man das Ungesagte herauslesen kann, obwohl auch diese Bilder schlicht gehalten sind. Klare Linien, zurückhaltend eingesetzte Farben und wenige, dafür wohlüberlegt platzierte Details erzählen von der großen Suche. Diese Bilder sind unaufgeregt und zugleich voller Gedankenanstöße. Triste Straßen, einfarbige Häuserwände, überfüllte Mülltonnen, hohe Müllberge, ein vollgestopfter Frachtraum und schließlich das endlose Meer. Die kleinen Details, die Miriam Koch in ihren Bildern platziert hat, wirken durch die Schlichtheit der Kulisse umso stärker, fallen den Betrachtenden ins Auge und ziehen den Blick auf sich. Was erzählen sie uns? Erzählen sie jedem das gleiche oder doch immer etwas anderes? Und so bringen diese einfachen, unspektakulären Bilder dazu, die Gedanken schweifen zu lassen und Fietes Sehnsucht nachzuspüren.
„Fiete Anders“ ist eine einfühlsame Geschichte über Anderssein und Dazugehörigkeit, über Sehnsucht nach einem Zuhause und dem Weg dahin. Es ist die Einfachheit der Bildsprache, die Schlichtheit der Worte und der damit einhergehende Raum für eigene Interpretationen, die dieses Bilderbuch zu einem ganz besonderen (Vor-)Leseerlebnis werden lassen.
Details
-
Erschienen:04/2025
-
Umfang:32 Seiten
-
Typ:Hardcover
-
Altersempfehlung:3 Jahre
-
ISBN 13:9783964282583
-
Preis (D):14,00 €