Friedemann

Antolin Quiz
von SaBine Büchner, Simone Hennig
Rezension von Janett Cernohuby | 25. Juni 2017

Friedemann

Ja, ja, es ist für uns Eltern nicht immer leicht, Kinder so zu akzeptieren, wie sie sind. Mit ihren kleinen und großen Macken fordern sie uns bereits am frühen Morgen heraus. Da geht es dann oftmals darum, was das Kind anziehen soll. Natürlich sind es bei hochsommerlichen Temperaturen die langen Hosen und Shirts, die hervorgeholt werden, während man im Winter nicht kurz genug gekleidet rausgehen kann. Solche Diskussionen führen Friedemanns Eltern zwar nicht, ums Anziehen geht es allerdings trotzdem.

Anzieh-Drama mal anders

Friedemann ist fünf Jahre alt und ein netter, unkomplizierter Junge. Er hat vier größere Schwestern, die manchmal ganz schön anstrengend sein können, und zwei Eltern, die nur ein kleines bisschen anstrengend sind. Und das sind sie auch nur dann, wenn Friedemann etwas anziehen soll. Denn das tut er ganz und gar nicht gern! Hosen, Pullover und Socken kratzen, zwicken, jucken, sind zu bunt oder zu eng. Genau deshalb hat Friedemann beschlossen, nichts mehr anzuziehen. Höchstens noch seine Turnschuhe. Seine Eltern sind natürlich nicht begeistert von der Idee. Nur Opa Kurt sieht das ganze locker und nimmt Friedemann so wie er ist.

Witzig, charmant, einmalig

Bisher hat SaBine Büchner Kinderbücher nur illustriert, nun hat sie, zusammen mit Simone Hennig, ihre erste Bilderbuchgeschichte geschrieben. Und was für eine Geschichte! Sie ist skurril und witzig, unterhaltsam und tiefsinnig - und bringt Kinder zum Lachen. Die beiden Autorinnen greifen das Thema Anziehen auf und überspitzen es, indem sie ihren kleinen Helden nackt durch die Geschichte gehen lassen - und das überallhin. Egal ob Zuhause, in Opas Garten oder im Zoo; Friedemann verweigert jegliches Kleidungsstück und trägt nur seine Turnschuhe. Denn die sind herrlich bequem. Damit will das Buch aber kein Plädoyer für Nacktheit und freie Körperkultur sein, sondern auf sehr witzige Weise über die Akzeptanz von Besonderheiten erzählen. Diese findet der fünfjährige Friedemann bei seinem Opa Kurt. Der ist schon ein bisschen kurzsichtig und hat auch so seine Schrulligkeiten. Doch genau deswegen akzeptiert er seinen Enkel so wie er ist und lässt ihm seinen Freiraum. Friedemann ist gerne bei seinem Opa im Garten, da sie dort die tollsten Spiele spielen. Bis zu jenem Nachmittag, an dem sie im Apfelbaum etwas ganz Besonderes finden. Etwas, das Friedemanns Anziehproblem in Luft auflösen lassen soll.
Und so erzählen die beiden Autorinnen mit wenigen Worten eine großartige Geschichte. Es ist eine Geschichte voller Witz und Humor, mit versteckten Botschaften und einem starken Opa-Enkel-Gespann. Was nicht im Text Platz gefunden hat, wurde in den verspielten und liebenswerten Illustrationen aufgenommen. Es sind keine Wimmelbilder, aber dennoch liegen in ihnen viele kleine und große Details herum, die eigene Geschichten erzählen, die aber zum großen Ganzen gehören. Kinder betrachten die Bilder stundenlang, entdecken hier und dort etwas witziges, finden an anderen Stellen Anspielungen und Verstecktes. Vor allem Opas Garten ist ein wahrer Fundus witziger und versteckter Sachen. Da gerät das Vorlesen fast in den Hintergrund, wenn sich die Kinder die Illustrationen ansehen und immer wieder etwas anderes darin finden.

"Friedemann" von SaBine Büchner und Simone Hennig ist ein wunderbares Bilderbuch. Es ist witzig und charmant, humorvoll und tiefgründig und erzählt obendrein von einem ganz besonderen kleinen Jungen, der gegen den Strom schwimmt aber mit seinem Opa als Unterstützung den nötigen Mut dafür aufbringt. Ein Bilderbuch, das man gerne und immer wieder zur Hand nimmt, dessen Bilder sich Kinder mit größter Begeisterung ansehen und das wir uneingeschränkt empfehlen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Illustration:

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