Kiosk, Chaos, Canal Grande

von Edgar Rai, Katharina Grossmann-Hensel (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 19. Mai 2023

Kiosk, Chaos, Canal Grande

Venedig - die wohl romantischste Stadt Italiens. Das Flair der Lagunenstadt ist einzigartig und zieht zahlreiche Urlauber an. Die Straßen sind hier Kanäle, auf denen Boote und Gondeln fahren. Links und rechts säumen kunstvolle Fassaden die Wasserstraßen. Diese faszinierende Stadt wählte Edgar Rai für seinen Kinderroman, der genauso verträumt, einzigartig und bunt wie Venedig selbst ist.

Sommerferien bei Oma Violetta

So hatte sich Noah seine Sommerferien nicht vorgestellt. Nachdem Mama und Papa mal wieder heftig gestritten hatten, wurde der Urlaub im Allgäu kurzerhand gestrichen. Stattdessen fliegt Noah nun alleine zu seiner Oma Violetta nach Venedig. Was sich im ersten Moment großartig anhört, ist für ihn aber ein trüber Ausblick. Denn seine Oma kennt Noah so gut wie gar nicht und von ihrem letzten Besuch hat er sie eher als exzentrische Operndiva in Erinnerung. Von ihren Allüren hat Oma Violetta auf den ersten Blick nichts eingebüßt, wenngleich sie nicht mehr die Diva von einst ist. Mittlerweile betreibt sie einen kleinen Kiosk mitten in Venedig. Oder besser gesagt, einen Edicola, wie Oma ihn nennt und sich das Wort Kiosk verbittet. Jeden Morgen öffnen sie die Läden der Edicola, stellen die Zeitungsständer heraus und verkaufen Zeitschriften und Magazine. An die Frau, die wie ein zuckerfreies Bonbon aussieht, an vier Männer, die sich regelmäßig lautstark über Sport und Politik unterhalten, an den Mann aus der Druckerei. Schnell erkennt Noah, dass Omas Edicola mehr ist als nur ein Verkaufsstand. Es ist ein Ort der Geschichten, ein Ort der Begegnungen und ein Ort der Freundschaften. Denn als Oma plötzlich schlimm erkrankt, sind sie alle zur Stelle, helfen, greifen zu und bringen Frohsinn und Zuversicht mit.

Kiosk, Chaos, Canal Grande

Eine unbeschwerte, farbenfrohe Feriengeschichte

Edgar Rai präsentiert eine Sommergeschichte, die vor Farben, Fröhlichkeit und außergewöhnlichen Charakteren nur so sprüht. Vor der unvergleichlichen Kulisse der Lagunenstadt Venedig bekommen Kinder ab neun Jahren ein ganz besonderes Ferienabenteuer erzählt. Der Flair Venedigs ist in jedem Satz, in jeder Seite, in jedem Kapitel zu spüren. Wir tauchen ein in ein buntes Leben und lernen Menschen kennen, die so ganz anders sind. Hilfsbereit, charismatisch, ausgefallen und selbstlos. Diese Stadt macht was mit einem, wenn man sie erst einmal betreten hat. Das findet auch Noah ganz schnell heraus. Dabei sind die anfänglichen Aussichten ja wirklich nicht sehr vielversprechend. Omas Wohnung erweist sich als sehr klein und für Noah scheint es hier keinen Platz zu geben. Was soll er hier? Wo ist Raum für ihn? Tag für Tag, Stück für Stück erarbeitet ihn sich Noah. Die Stadt verändert ihn und er bemerkt gar nicht, wie er nach und nach immer mehr über sich hinauswächst. Venedigs ganz eigenes Flair färbt auf Noah ab. Bald schon ist er ein Teil der bunten Truppe, die sich rund um Omas Edicola zusammenfindet. Obwohl er kein Italienisch spricht und sie kein Deutsch sprechen, verstehen sie sich auf andere Weise und mit einer anderen Sprache. Dieser Sommer bringt etwas in Rollen, wodurch Noah auch mit dem Konflikt zwischen seinen Eltern anders umzugehen lernt. Besser noch, als sie es bisher taten. Und so löst das Buch beim Lesen zahlreiche Emotionen aus. Es macht glücklich und ist zugleich so schwermütig wie ein Sommerabend. Es wärmt das Herz, lässt uns träumen und weckt in uns die Sehnsucht nach einem Sommer voller faszinierender Begegnungen und einzigartiger Erlebnisse.

Kiosk, Chaos, Canal Grande

„Kiosk, Chaos, Canal Grande“ ist ein ganz außergewöhnlicher Kinderroman für die Sommerzeit. Er ist so lecker wie ein großer Teller Spaghetti, so bunt wie das Leben und so einzigartig wie die Kulisse, vor der er spielt. Edgar Rais Kinderbuch ist der Geheimtipp dieses Sommers.

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