In einem Schloss in Schottland lebte einmal ein junges Gespenst

Antolin Quiz
von Franz Hohler, Werner Maurer (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 14. Januar 2023

In einem Schloss in Schottland lebte einmal ein junges Gespenst

Mit seinem Kind die Kinderbücher der eigenen Kindheit noch einmal zu entdecken, sind ganz wunderbare Momente. Doch das geht nicht mit allen Büchern, denn manches spricht die Erlebniswelt der heutigen Generation inhaltlich nicht mehr an. Ein paar zeitlose Geschichten gibt es dennoch, die man bedenkenlos mit seinem Nachwuchs lesen kann. Dazu gehört auch Franz Hohlers und Werner Maurers Bilderbuch über ein junges Gespenst aus Schottland.

Erschrecken wider Willen

In einem schottischen Schloss lebt ein junges Gespenst mit seinen Eltern. Die sind ganz schön gruselig und versetzen den Schlossherren und dessen Gemahlin regelmäßig in Angst und Schrecken. Nur dem jungen Gespenst will das nicht so recht gelingen. Im Gegenteil, es erweckt eher das Mitleid und die Begeisterung der Herrschaften. Da beschließen seine Eltern, es in die Lehre zum unheimlichsten Gespenst von ganz Schottland zu schicken: Zum Gespenst von Whistlefield. Das spukt und heult so furchtbar schlimm, dass alle Bewohner des Dorfes sich kaum aus ihren Häusern trauen. Das junge Gespenst ist beeindruckt und will wissen, worin das Geheimnis des Meistergespensts liegt. Doch dessen Antwort überrascht es. Denn der alte Geist will eigentlich niemanden erschrecken, sondern erschreckt selbst vor den unheimlichen Geräuschen der alten Burg, auf der er haust…

In einem Schloss in Schottland lebte einmal ein junges Gespenst

Gruselgeschichte einmal andersherum

Franz Hohler erzählt in seinem erstmals 1979 erschienen Bilderbuch eine etwas andere Gruselgeschichte. Auch wenn es das junge Gespenst immer wieder versucht, geht es hier nicht darum, andere zu erschrecken. Nein, vielmehr dreht der Autor den Spieß um und verfrachtet ein Gespenst in die Rolle des Erschreckten. Natürlich steckt mehr dahinter, wie das junge Gespenst rasch erkennt. Denn der angebliche Meister unter den Geistern will keineswegs gruslig sein, sondern hat selbst furchtbare Angst und heult aus eben diesem Grund. Angst, die dadurch entsteht, dass der Geist ganz alleine auf seiner Burg lebt. Als das junge Gespenst dies erkennt, hilft es dem Geist, seine Angst zu überwinden und söhnt auch gleich die Dorfbewohner mit dem Geist aus. Doch das ist auch schon das Ende der Geschichte. Zuvor passieren noch einige andere Dinge. Hauptsächlich geht es dabei aber darum, das junge Gespenst der Leserschaft vorzustellen. Sie erfahren mehr über seine Familie und wie es verzweifelt versucht, gruslig zu sein. Das gelingt ihm nicht, sondern sorgt für manche komische Situation.
Getragen wird die Geschichte von Werner Maurers Illustrationen, bei denen es sich ebenfalls noch um jene aus der Erstauflage handelt. Erdige Töne und kräftige Farbakzente setzen das Gespenst und seine Umgebung in Szene. Anders als man es vielleicht erwartet, ist das Gespenst nicht blass und trägt weiße, fast durchschimmernde Gewänder. Doch gerade die gewählten knalligen Blau- und Grüntöne passen so gut zu der etwas anderen Gruselgeschichte.

In einem Schloss in Schottland lebte einmal ein junges Gespenst

Nicht alle Klassiker brauchen eine Überarbeitung. Manche funktionieren damals wie heute gleichermaßen. Franz Hohlers „In einem Schloss in Schottland lebte einmal ein junges Gespenst“ ist ein solches Buch. 2022 legte es der Nord-Süd Verlag neu auf und gibt Eltern damit die Gelegenheit, einen lustigen Klassiker aus ihren Kindertagen mit dem eigenen Nachwuchs noch einmal zu entdecken.

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