Sem und Mo im Land der Lindwürmer

Antolin Quiz
von Frida Nilsson, Torben Kuhlmann (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. Januar 2023

Sem und Mo im Land der Lindwürmer

Es gibt viele Länder auf der Welt, manche davon haben sogar beinahe phantastische Namen. Doch keines heißt „Das Land der Lindwürmer“. Das lässt darauf schließen, dass der Jugendroman der schwedischen Autorin Frida Nilsson, der den Titel „Sem und Mo im Land der Lindwürmer“ trägt, einen eher phantastischen Stoff vermittelt. Das soll uns jedoch kein bisschen stören.

Samuel und Mortimer haben kein einfaches Leben. Nachdem ihre Eltern an einer Krankheit sterben, müssen sie als Pflegekinder zu ihrer Tante Tyra. Doch diese nutzt sie nur als Hilfskräfte, die für ihre kargen Mahlzeiten hart arbeiten müssen und niemals spielen dürfen. Als sie eines Tages auf die sprechende Ratte Schwarzfell treffen, die ihnen einen Ausweg in ein eine anderes, viel bessere Leben bieten will, stimmen die beiden nach kurzem Zögern zu. Tatsächlich finden sie sich nach dem gefährlichen Weg durch einen engen Tunnel in einem ganz anderen Land wieder. In einem Land, in dem ein Lindwurm auf der Suche nach einem Kind ist und in dem Tiere auf zwei Beinen gehen und sprechen. Zumindest manche. Die beiden Kinder nehmen wieder die Namen an, die ihnen ihre Eltern einst als Spitznamen verliehen hatten und sind wieder Sem und Mo. Die beiden werden verwöhnt, bekocht und umsorgt, auch wenn der Lindwurm Indra hauptsächlich in Mo vernarrt zu sein scheint. Als letzte Kreatur, deren Familie einst von Menschen ausgelöscht wurde und die panische Angst vor Pfeil und Bogen hat, erscheint das Sem ein wenig seltsam. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Als nach Drachensteigen, Tierspielen und einem unerlaubten aber lehrreichen Waldbesuch der Burgsegen schief hängt, erfährt Sem etwas von Tjodow, dem grimmigen Bären, der als Waldhüter fungiert. Etwas, das alles in Frage stellt.

Was ist gut, was ist böse? Liegt Bosheit in der Veranlagung? In der Familie oder doch eher in dem was man tut? Das sind Fragen, die in diesem Buch gestellt werden. Es geht um eigene Identität, um Akzeptanz und um die eigene Vergangenheit. Das Buch fokussiert sich dabei auf Sem, den älteren der beiden Brüder. Denn dieser muss mitansehen, wie die Ereignisse rund um ihn herum jeglicher Kontrolle entgleiten und dann liegt es an ihm zu entscheiden, was er tut. Das Buch ist zuerst traurig, wird dann phantastisch und schön, um dann wieder düstere Züge anzunehmen. Es ist ein Auf und Ab, in dem auch die Menschlichkeit selbst auf den Prüfstand gestellt wird. Es ist ein Werk mit Illustrationen von Torben Kuhlmann, bei dem man nicht sicher sein kann, wie die junge Leserschaft darauf reagiert. Es wird ab 10 Jahren empfohlen, was in etwa auch dem Alter und dem Verhalten der jungen Protagonisten entspricht. Es wirft jedoch viele Fragen auf und behandelt eine Menge an Themen, die vielleicht nicht unbedingt zu erwarten sind. Stimmung und Geschichte sind definitiv gelungen. Vielleicht obliegt es hier Eltern selbst, die Vorauswahl zu treffen. Wenn Kinder sich bereits gerne mit philosophischen Gedanken beschäftigen, können sie mit diesem Buch vielleicht eher etwas anfangen.

„Sem und Mo im Land der Lindwürmer“ von Frida Nilsson ist ein Buch, das mit vielen Themen aufwartet. Menschlichkeit, Gut und Böse und nicht zuletzt die Freiheit des Willens sind Grundelemente der Handlung, in der auch ein Lindwurm und sprechende Tiere vorkommen. Allerdings ist das spannende, phantasievolle und zum Teil auch gruslige Werk ziemlich anspruchsvoll hinsichtlich der Inhalte, weswegen man das bei der Auswahl des Buchs berücksichtigen sollte.

Details

Bewertung

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