In einer stillen Nacht

Antolin Quiz
von Annette Langen, Ute Simon (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 03. November 2020

In einer stillen Nacht

Weihnachten ist die Zeit der Magie und der kleinen Wunder. Diese Wunder brauchen keinen strahlend geschmückten Raum, keinen großen, funkelnden Weihnachtsbaum. Diese Wunder geschehen dort, wo sich Menschen lieben, wo sie zusammenrücken und wo sie alles miteinander teilen. Annette Langen erzählt von solch einem Weihnachtswunder, das sich überall und jederzeit zutragen könnte.

Ein ganz besonderes Geschenk

Zu einer Zeit, in der viele Menschen ihr Zuhause verloren haben, ihre Häuser zerstört waren und man Unterschlupf bei Verwandten sucht, zieht ein junges Paar durch die kalte Winternacht. Sie suchen Zuflucht in einem Stall, verstecken sich dort und wollen zwischen Heu und Stroh die Nacht verbringen. Der Bauer entdeckt sie und bittet sie hinein in die warme Stube. Dort rücken alle Familienmitglieder zusammen, machen der jungen Frau vor dem warmen Ofen Platz. Denn die Frau ist schwanger und noch in dieser Weihnachtsnacht kommt ihr Kind zur Welt. Es ist eine besondere Nacht, voller Seligkeit, voller Liebe und Zuversicht.

In einer stillen Nacht

Zeitlose Geschichte

In diesem Jahr verzaubert uns die Mutter des reisefreudigen Hasen Felix mit einer ganz besonderen und gefühlvollen Weihnachtsgeschichte. Im Prinzip ist es die Geschichte # der Geburt des Christkindes, jedoch findet sie nicht an ihrem gewohnten Schauplatz, in einem Stall in Bethlehem statt, sondern auf einem entlegenen Bauernhof im Nachkriegsdeutschland. Zu einer Zeit, in der die Menschen kaum noch etwas hatten, in der sie enger zusammenrückten und von dem wenigen gaben, was ihnen geblieben war.
In diese Kulisse platzierte Annette Langen ihre außergewöhnliche Weihnachtsgeschichte und macht für die Leserschaft den Sinn und die Bedeutung von Weihnachten klarer greifbar. Die Autorin erzählt vom bedingungslosen Geben, vom eigenen Verzicht und vom Teilen mit jemandem, der es dringender braucht. Das ist es, wofür Weihnachten steht. Besonders deutlich wird es in jener Situation, als das Mädchen, dass uns diese Weihnachtsgeschichte erzählt, ihren größten Schatz, einen Schokoriegel, der frisch gebackenen Mutter schenkt. Natürlich hätte es selbst zu gern die süße Schokolade auf ihrer Zunge schmelzen lassen. Doch sie wusste, dass die junge Frau Kraft brauchte. Hier beschreibt Annette Langen eine unglaublich große Geste, die rührt und ergriffen macht. Und es stellt sich die Frage, worauf zu verzichten wir in einer solchen Situation bereit wären.

In einer stillen Nacht

Annette Langen erzählt in diesem Bilderbuch die Weihnachtsgeschichte völlig neu und anders. Die Motive des umherziehenden Paares, der schwangeren Frau, die ihr Kind erwartet, sind geblieben. Damit macht die Autorin deutlich, dass sich die Weihnachtsgeschichte jederzeit und überall ähnlich zutragen könnte. Dass sie sich Jahr für Jahr wiederholen könnte und dass es nicht viel braucht, um dieses Wunder wieder geschehen zu lassen. Es braucht nur Mitgefühl und.
Belgeitet wird diese mit wenigen und einfühlsam Worten erzählte Geschichte von ebenso beeindruckenden Illustrationen. Ute Simon zeichnete sehr realistische Darstellung und fing in ihnen Bildern die Winterstimmung jener Zeit spürbar ein. Man hört das Knistern des Feuers im Kamin, spürt die Kälte in der Schlafkammer und fühlt den Zauber, der über allem liegt. Diese Bilder sind genauso kraftvoll und poetisch gezeichnet, wie sich die gesamte Geschichte präsentiert. Sie verdeutlichen die Gefühle, die Annette Langen in ihren Text packte.

„In einer stillen Nacht“ ist eine außergewöhnliche und gefühlvolle Weihnachtsgeschichte. Sie zeigt uns, dass sich das Weihnachtswunder jederzeit und überall zutragen könnte. Auch führt sie uns sehr deutlich vor Augen, wofür Weihnachten wirklich steht: Für das Geben und Teilen, für Hilfsbereitschaft und natürlich für die Liebe. Alles das verpackt Annette Langen in einer einfachen und doch kraftvollen Weihnachtsgeschichte.

Details

Bewertung

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